70 Die Oberste Heeresleitung vor den Frühjahrskämpfen. 5ebr«ar. sein, den Gegner im Dreieck zwischen Oise und Aisne zu schlagen und dann mit starken Kräften über die Oise beiderseits von Chauny nach Norden einzuschwenken gegen Flanke und Rücken der zwischen Oise und Somme stehenden Teile des Gegners, die inzwischen durch den Nebenangriff auch in der Front gefaßt wurden. Die insgesamt erforderlichen 20Divisionen nebst entsprechender Artillerie könne die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht aus eigenen Kräften stellen; sie werde dann immer noch elf Divisionen hinter der 1., 2. und 7. Armee in Reserve haben, während im ganzen hinter der Westfront noch 3V Divisionen verblieben, dazu elf in der Heimat in der Aufstellung begriffene. Major Wetzell knüpfte an seinen Vorschlag aber noch weiterreichende Erwägungen: Gelinge der Angriff, so laste sich seine „weitere Auswertung in der Richtung Ham—Amiens oder Noyon—Compiögne, wozu Reserven noch zur Hand wären, nicht übersehen". Cr hielt es für möglich, dem Kriege dadurch „vielleicht eine ganz andere Wendung zu geben", jedenfalls aber den Gegnern „bestimmt das Konzept ihrer weitreichenden Angriffspläne zu ver- derben". Andererseits würde man nach einem Erfolg, der „nach Möglichkeit den Feind schädigt", bestimmt die Freiheit haben, auch ungestört wieder in die Siegfried-Stellung zurückzugehen. 1Z.Februar. Man muß annehmen, daß diese Niederschrift General Ludendorff bei Abfassung seiner Denkschrift vom 4. Februar vorgelegen hat'). Am 15. Februar, also etwa zwei Wochen nach Abfassung der Wetzellschen Schrift, entsandte er Major Mende zur Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht mit der Anfrage: „Ob wir nach dem Rückzug in Siegfried nicht gegen den vielleicht unvorsichtig nachdrängenden Feind eine Offensive machen können. Das wäre nur südlich St. Quentin möglich"^. Daß dabei der Wehellsche Plan mitgeteilt worden wäre, ist nicht ohne weiteres an- zunehmen, da die Heeresgmppe auf ihn in ihrer Stellungnahme mit keinem Worte einging. Im übrigen beurteilte sie das voraussichtliche Verhalten des Gegners anders als Major Wetzell. 21. Februar. Wie die Heeresgruppe am 21. Februar schrieb, werde der Feind, „wenn er richtig handelt, alles vermeiden, was ihn gegenüber unserer vorbereiteten und stark besetzten Siegsried-Front in ungünstige Kampfverhältnisse bringen ') Sicheres war nicht festzustellen. Die Denkschrift trägt von der Hand des Gen. Ludendorff nur den Vermerk „23.9.", ein Datum, das sich auch auf einer ganzen Reihe anderer Wetzellscher Denkschriften findet, die der General also vermutlich im Herbst nochmals im Zusammenhange gelesen haben dürfte. 2) Tagebuchaufzeichnung des Gen. von Kühl vom 15. Februar 1917.