26 Die Oberste Heeresleitung vor den Frühjahrskämpfen. Vaterland betonen; statt dessen ist es ein Kampfmittel für sogenannte Arbeiterrechte geworden. Daß in einer Zeit, wo der Ausgang des Krieges durch die Leistungen der Nüstungsindustrie wesentlich beeinflußt wird, Streiks in größerem Umfange ausbrechen und bedingungslos ihre Forderun- gen durchsetzen, ist tief bedauerlich und ein schlechtes Zeichen für das Pflicht- gefühl der Streikenden.... Dieser Zustand ist auf die Dauer unhaltbar. Ihm muß entgegengetreten werden, sonst gehen wir an ihm und durch die inneren Zustände zugrund e'"). 2. Entwicklung der Abwehr im Stellungskriegs, a) Der Stand der Abwehr Ende August 1916. August "glß Als im November 1914 die Westfront zum Stellungskrieg erstarrte, war General von Falkenhayn der Meinung gewesen, daß dieser Zustand nicht über das Frühjahr 1915 hinaus währen dürfe. Vald aber hatte sich er- geben, daß der Stellungskrieg eine Erscheinung von Dauer wurde, daß es sich nicht nur um „Gefechtswinterquartiere" handelte, sondern daß das Jahr 1915 schwere Kämpfe um den Besitz der Stellungen bringen werde. Damit trat die Frage auf, mit welchen Mitteln man sich gegen einen Durchbruch durch die langgestreckten, dünnen Linien sichern könne, in denen das Westheer stand. Im Gegensatz zu den Anschauungen mehrerer Armee-Oberkommandos führte General von Falkenhayn alsbald eine starke Gliederung nach der Tiefe herbei. Neben den Grundsatz, daß die vorderste Linie mit äußerster Kraft verteidigt und im Falle des Verlustes wiedergenommen werden müsse, trat die Erkenntnis, daß diese Forderung nicht immer zu erfüllen sein werde und daß man sich dann mit mehr oder weniger tiefen Einbuchtungen abfinden müsse. So entstand seit den ersten Monaten des Jahres 1915 teils auf Drängen der Obersten Heeresleitung, teils aus eigenem Entschluß der Truppen ein System von hintereinanderliegenden Gräben („Linien") und Stellungen. Nach den Erfahrungen der ersten Abwehrkämpfe wurden dann seit der zweiten Hälfte des Jahres 1915 für Einzelgebiete des Stellungs- krieges Vorschriften aufgestellt, die in Zukunft bindend sein sollten, aber immer wieder Änderungen und Zusätze erfahren mußten, da auch die Kampfbedingungen sich änderten und neue Kampfmittel auftauchten. Die Waffenwirkung hatte sich bis zum August 1916 bedeutend verstärkt. Die Zahl der schweren Geschütze, zumal die anfangs nur geringe 1) Vollständiger Wortlaut bei Ludendorff: „Urkunden", S. 136 f. 2) Im Anschluß an Vd. VI, S. 394 bis 404. Im nachstehenden wird nur die Abwehr behandelt; der Angriff im Stellungskriege wird in einem späteren Bande dargestellt werden.