Westfront: Frage der Einsparung von Kräften. 501 Es muß da in klarer Erkenntnis der Gesamtlage ganze Arbeit gemacht werden. Hierzu ist von oben zu befehlen, um, soweit nötig, den unteren Stellen die Verantwortung abzunehmen. Wenn es gelingt, hierdurch Kräfte für Arbeit sowie zur Ausbildung und Erholung freizumachen, so wird dem Ganzen ein wesentlicher D i e n st ge- leitet. — Ich bitte gegebenenfalls um sofortige Veranlassung. Die jetzige Zeit der Ruhe ermöglicht solche Veränderungen." Das waren Gedanken, die die Oberste Heeresleitung bereits nach der Amtsübernahme beschäftigt hatten, die aber mit der Räumung des Forts Vaux Anfang Rovember bisher zum ersten und einzigen Male, also nur auf eng begrenztem Raum, verwirklicht worden waren. Auch jetzt zögerte man, ihnen alsbald weitere Folge zu geben. An demselben Tage, an dem die vorstehende Anweisung zu äußerster Sparsamkeit erging, wurde bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz nach dem Angriffsentwurf der 5. Armee gefragt, der zur Verbesserung der Stellungen Wiedernahme des vor Verdun verlorenen Geländes zum Ziele hatte. Als aber der Entwurf einging und die Heeresgruppe nunmehr gleichzeitig für einen späteren Zeitpunkt Zurück- nehmen der Front vorschlugt), trat Oberstleutnant Bauer in längeren Ausführungen^) dafür ein, daß der Entschluß zum Zurückgehen in die Ausgangsstellungen vom Februar 1916 gefaßt werde. General Ludendorff forderte dafür zunächst Erkundungen. Inzwischen war am 9. Januar die Entscheidung für den Beginn des uneingeschränkten Anterfeekrieges am I.Februar gefallen. Die Oberkommandos der Küste, der 4. Armee und der Heeres- gmppe Kronprinz Rupprecht erhielten Kenntnis von dem Entschluß mit dem Zusatz: „Mit englischem Angriff zu Wasier und zu Lande auf Zee- brügge muß gerechnet werden." Zwei Tage danach erhielt das Ober- kommando der Küste eine Weisung für die Führung der Operationen im Falle einer Kriegserklärung Hollands; zwei Armeegruppen-Kom- mandos und neuneinhalb Infanterie-Divifionen hielt die Oberste Heeres- leitung für den in solchem Falle konzentrisch zu führenden Angriff ver- wendungsbereit; die Stäbe der Armeegruppen-Kommändos trafen alsbald in ihren Bestimmungsorten ein, um sich mit ihren Aufgaben vertraut zu machen und die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. Bei etwaigem Eingreifen Dänemarks wollte man in der Abwehr bleiben; ein wei- 0 S. 181 f. 2) Niederschrift des damaligen Hauptmanns Geyer.