492 O. 9).L-: Entwicklung der Gesamtlage. der Hand behalten müssen. Das verlangt nicht nur die gesamte Militär- politische wie wirtschaftliche Lage, sondern auch das deutsche Volk." General Ludendorff war mit den Grundgedanken der Denkschrift durchaus einverstanden. Ob sie allerdings ausgeführt werden konnten, hing vor allem von der Entwicklung der Lage an der Westfront ab. In einer Ausarbeitung der Nachrichten-Abteilung vom ZI. Dezember. 31. Dezember über die „Offensivmöglichkeiten der Entente im W e st e n und Osten" wurde gesagt: Engländer und Fran - z o s e n würden den bisher nicht gelungenen Durchbruch mit noch stärkeren Mitteln versuchen. Mit „sorgfältigsten und bis ins kleinste durchgearbeiteten Vorbereitungen" müsse dabei gerechnet werden. Angesichts „der fystema- tischen Vorbereitung der gesamten Front würden sich die Angriffsabschnitte nicht so leicht rechtzeitig erkennen lassen wie vor der Herbstoffensive 1915 und vor der Somme-Schlacht"; auch das Einschießen könne unauffällig ge- fchehen. Die Offensive sei aber nicht vor dem I.März zu erwarten. In- zwischen werde man das deutsche Westheer durch dauernde örtliche Vorstöße in Atem zu halten suchen, um seine Reserven nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Die Russen bedürften wohl einer längeren Ruhezeit als die Heere der Westmächte; die Verhältnisie lägen aber wesentlich günstiger für sie als im Winter 1915/16, da bei den letzten Kämpfen doch nur noch Teile des Heeres mitgewirkt hätten und die Verluste an Gerät gering gewesen seien. Trotzdem werde die Masse des russischen Heeres nicht vor dem 1. Mai angriffsbereit sein. Im ganzen wurde errechnet, daß am 1.März den Engländern 22, vielleicht sogar 30 ausgeruhte Angriffs- divisionen zur Verfügung stehen würden, den Franzosen etwa 40, den Russen 25, diesen am 1. Mai sogar 45. A«fa»g Inzwischen legte der Oberbefehlshaber Ost seine Angriffs- Iannar. entwürfe gegen Tarnopol und Riga vor. General Ludendorff stimmte an sich beiden zu, konnte aber auch jetzt noch keine Entscheidung treffen. In seiner Antwort vom 5. Januar sagte er: „Ob, zu welcher Zeit und in welcher Reihenfolge die Angriffe ausgeführt werden, läßt sich jetzt noch nicht entscheiden. Mit Rücksicht auf die Gesamtlage kann jedenfalls vor Mai keiner von beiden unternommen werden." Anter Vermeidung gegebenen¬ falls unnötiger Bauten seien die begonnenen Vorarbeiten unauffällig fort- zusetzen. Damit schieden diese Pläne bis auf weiteres aus. Ebenso erging es dem Plan eines Angriffs an der maze- donischen Front, über den zur gleichen Zeit mit der bulgarischen Heeresleitung in Pleß verhandelt wurde'). i) ©.345.