Beurteilung der Lage durch General von Geeckt. 355 der Russen ins Weiße Theiß-Tal und ihr Vordringen gegen die Straße Vorsa—Kirlibaba zu verhindern. General von Conta sah sich gezwungen, die I.Infanterie-Division bis zum 9. September unter Aufgabe der Magura und der Kruhla Kiezerka in eine bis zu süns Kilometer rückwärts gelegene Höhenstellung zurückzunehmen. Inzwischen war am L.September, einer immer wieder gestellten Forderung der deutschen Obersten Heeresleitung entsprechend, Generaloberst Freiherr von Pflanzer-Valtin vom Kommando über die ö.°u. 7. Armee enthoben worden; Nachfolger wurde General der Kavallerie Freiherr von Kirchbach auf Lauterbach'). Angesichts der heftigen von drei russischen Divisionen geführten Angriffe gegen die stark mitgenommene 1. Infanterie-Division und die rechts anschließende ungarische 40. Division berichtete General von Geeckt am 9. September der Obersten Heeres- leitung, weiteres Vordringen der Russen gegen die als Querverbindung unentbehrliche Straße Kirlibaba—Vorsa müsse „unbedingt verhindert werden, da ein Durchbruch die beiden Hauptteile der Armee voneinander trennen würde". Die „mit hervorragender Zähigkeit" von der 200. Infan- terie-Division gehaltene Stellung beiderseits der Ludowa schien ihm weniger gefährdet, nachdem hier auch das bereits erwähnte deutsche Landsturm- Regiment eingetroffen war. Vier Bataillone und die Masse der Artillerie der 10. bayerischen Infanterie-Division sollten bei der 1. Infanterie-Division eingesetzt werden, die, des Gebirgskrieges ungewohnt, in den schweren Kämpfen der letzten zehn Tage an 1700 Mann, davon 1100 Vermißtes ver- loren hatte. Während vor dem äußersten rechten Armeeflügel „die Kraft des Feindes abzuflauen" scheine — eine Stütze biete ein dort stehendes baye- risches Regiment —, sah General von Geeckt die Lage auf dem linken Armeeflügel ebenfalls ernst an. Obgleich in den letzten Tagen bei der ö.-u. 3. Kavallerie-Division durch Gegenangriff der deutschen Radfahrer-Vrigade ein wenn auch geringer Erfolg erzielt war, rechnete er damit, daß der Gegner versuchen werde, den Tartaren-Paß von beiden Seiten anzufassen, wozu er insgesamt fünf Divisionen einsetzen könne. Es sei notwendig, die jetzige Stellung zu behaupten, denn weiter zurückliegende seien trotz Linienver- kürzung nach jeder Richtung ungünstiger. Die 7. Armee habe aber keinerlei freie Reserven mehr, General von Kirchbach erbitte daher zwei Divi- sionen. Die Heeresgruppe könne sie nicht geben. Bei der Karpaten-Ver- teidigung könne man das zahlenmäßige Kräfteverhältnis nicht allein zu- gründe legen: „Der Angreifer vermag an einzelnen ') Visher Komm. Gen. des ö.-u. I. Korps. 2) Die Gesamtverluste der I. I. D. im September beliefen sich auf 3100 Mann, davon fast die Hälfte vermißt. 23*