Betrachtungen zum 24. Oktober und 15. Dezember. 171 Vei der 39. Infanterie- und der 39. bayerischen Reserve-Division seien Führer und Truppe mit dem Gelände und seiner Verteidigung noch nicht genügend vertraut gewesen. Die Gefechtskraft vor allem letzterer Division sei überschätzt worden. Auch wurden mit Recht die „noch nicht geregelten artilleristischen Befehlsverhältnisse beim VII. Reservekorps" beanstandet. Rur bei der 14. Infanterie-Division und in einzelnen Unterabschnitten sei das Gelände „schrittweise in immer wieder neuen Widerstandslinien ver- teidigt worden". Die Reserven vor allem der 39. Infanterie-Division und des VII. Reservekorps „standen nach der Lage zu weit ab und wurden zu spät vorgeführt". Der Bericht kam schließlich zu einer bewußt vielfach recht scharfen Beurteilung von Führung und Truppe. Die hohe Gefangenen- anzahl und Cinzelvorgänge, die sich heut nicht mehr restlos klären lassen, gaben die Veranlassung dazu. Andererseits wurden unter namentlicher Nennung einzelner Truppenteile auch hervorragende Leistungen aufgeführt, so die Verteidigung auf dem Pfeffer-Rücken (Infanterie-Regiment 159), der Heldenkampf am Chauffour-Wald (Grenadier-Regiment 6, an dessen Spitze sein Kommandeur, Oberst von Kaisenberg, mit dem Gewehr in der Hand im Nahkampf fiel), ferner der Widerstand von vielen Teilen der 14. Infanterie-Division, östlich des Douaumont-RüÄens, die Verteidigung von Batterien im Chaume-Wald und am 16. Dezember vormittags der aufopfernde Widerstand zur Deckung des Rückzuges in die Fosses-Wald- Stellung. , Der Bericht schloß: „Eine rücksichtslose Klarstellung war geboten, wenn in Zukunft ähnliche Rückschläge vermieden werden sollen." Vor Beschönigungen, wie sie in dem erklärlichen Bestreben, für die Truppen einzutreten, in manchen der Heeresgruppe vorgelegten Berichten vorkämen, wurde gewarnt; denn solches Verfahren „trübt der Führung den Blick, wie es in Wirklichkeit aussieht ... Die moralische Verfassung und Wider- standskraft des heutigen Soldatenmaterials muß wahrheitsgemäß und ohne Selbsttäuschung eingeschätzt werden. Rur auf dieser Grundlage kann be- urteilt werden, welches Maß von Erziehung und Ausbildung notwendig ist, um die Truppe wieder auf einen höheren Stand zu bringen." Nicht erwähnt ist in dem Bericht das am 12.Dezember dem Heere bekanntgegebene deutsche Friedensangebot. Am 21. Dezember hatte die Heeresgmppe hierzu gemeldet, daß es fast übereinstimmend günstige Aufnahme gefunden und günstig gewirkt habe; „es darf aber nicht ver- schwiegen werden, daß im Gegensatz zur Mehrzahl der im obigen Sinne gehaltenen Äußerungen vereinzelt die Frage aufgeworfen ist, ob nicht doch übertriebene Erwartungen zu einem Nachlassen der Spannkraft geführt und