136 Die Kämpfe an der Westfront. — Verdun, deutscherseits nicht mehr an einem unmittelbar bevorstehenden größeren feindlichen Angriff, zumal da zuverlässige, durch Gefangenenaussagen be- stätigte Agentennachrichten über den Antransport französischer Reserven von Reims und Albert und über eine bei Fleury geplante überraschende 22.Oktober. Offensive vorlagen. Am 22.Oktober teilte die Maas-Gruppe Ost den Abschnittskommandos diese Nachrichten mit und forderte zu nochmaliger Nachprüfung der Vorkehrungen gegen feindliche Gasbeschießung auf. Tags darauf befahl sie, Bereitschaften und Reserven so vorzuführen, daß ihr schleuniger Einsatz zur Verstärkung und zu Gegenstößen jederzeit gewährleistet sei, da alle Anzeichen für einen nahe bevorstehenden größeren Angriff des Gegners vorlägen. Die Artillerie sollte neben kräftiger Be- kämpfung der feindlichen Batterien die französischen Kampfgräben, Bereit- schastsstellungen und Annäherungswege von der West-Ost-Schlucht bis zum Zwischenwerk Laufse planmäßig zerstören, wobei ihr Feuer wegen der großen Breite dieses Abschnittes zunächst gegen die wichtigsten Punkte des feindlichen Stellungssystems zusammenzufassen und der Munitionsverbrauch entsprechend der Möglichkeit, Schießbedarf bis in die Batteriestellungen vorzubringen, zu regeln sei. Jedenfalls müßte in diesen immer reichliche Munition vorrätig bleiben. Gleichzeitig wurde beim Oberkommando Verstärkung des Luftschutzes beantragt. Sämtliche verfügbaren Flieger- formationen der 5.Armee und der Armee-Abteilung Strantz wurden daraufhin im Abschnitt der Maas-Gruppe Ost eingesetzt; merkliche Abschwächung der feindlichen Fliegertätigkeit wurde als Folge dieser Maßnahme angesehen. 23. ottober. Am Nachmittag des 23.Oktober steigerte sich das französische Artilleriefeuer durchweg zu größter Heftigkeit. Kurz nach 5" setzte stärkstes Trommelfeuer auf den Abschnitt Thiaumont—Fleury ein. Das Fort Douaumont, das schon unter der Beschießung des 21. Oktober erheblich gelitten hatte, lag bereits seit dem frühen Vormittag unter dem Feuer schwerster Geschütze. Um 534 nachmittags gelangte an den stellvertretenden Führer der 54. Infanterie-Division, Generalmajor von Götzen, zu dessen Abschnitt der Douaumont gehörte, eine Brieftauben- Meldung, daß im Fort Explosionen stattfänden; es sei daher geräumt worden, liege aber noch voll Vergaster und Verwundetes). Er setzte darauf- *) Bald nach Mittag war das Fort mit Granaten größten, bisher nicht ver- wendeten Kalibers — es waren 40 om-Granaten mit Verzögerung — belegt worden, die die 2,50bis 3,50 Meter dicke Sand- und Betondecke der Kaserne an mehreren Stellen glatt durchschlugen. Zwei Kasematten des oberen Stockwerks und der Ost¬ teil des Hauptgefechtsganges stürzten ein, so daß die Besatzung im unteren Stock- werk Schutz suchen mußte. Gegen 330 nachmittags geriet das dort gelegene Pionier- depot in Brand, der zur Explosion der hier lagernden Maschinengewehr- und Leucht- munition führte; alle Räume der Kaserne füllten sich mit Rauch und giftigen Gasen.