Betrachtungen: Infanterie und Pioniere. 113 Kampf zu führen, ein Verfahren, dem die höhere Führung entgegenzuwirken bemüht war, da es jede Leitung in der vordersten Linie unmöglich zu machen drohte. Größte Schwierigkeiten bereitete es, die in der Kampfzone liegende Infanterie gefechtsfähig zu erhalten, da der Nachschub dorthin stockte. Er gestaltete sich erst dann befriedigend, als man dazu überging, ihn durch besonders hierzu bestimmte, unter dem Befehl von Offizieren stehende Abteilungen der Truppe selbst durchführen zu lassen. Auch dann freilich erwies es sich nur in einzelnen Fällen als möglich, die Infanterie einer Division länger als vierzehn Tage in einem stark dem Feuer und den Angriffen des Gegners ausgesetzten Abschnitte der Front zu belassen. Der fchon seit Ende Juli sich meist im Trichterfelde abspielende Kampf der vorderen Linie und die allmählich immer tiefer werdende Gliederung der infanteristischen Streitkräfte stellte an die Kampfgruppen bis hinab zum einzelnen Manne erhöhte Anforderungen, denen voll zu genügen nur eine lange und sorgfältig ausgebildete Truppe imstande gewesen wäre. Um so ungünstiger mußte es sich auswirken, daß dauernde schwere Verluste, vor allem der Ausfall zahlreicher tüchtiger Unterführer, die Leistungsfähigkeit der deutschen Infanterie erheblich herabdrückten. Der jetzt, nach zwei Kriegs- jähren, aus der Heimat eintreffende Ersatz bestand hauptsächlich aus Rekruten, die nur ungenügend für den Kampf vorgeübt waren. Ihre kriegs- mäßige Ausbildung bei den Feldrekrutendepots der Divisionen dauerte infolge des dringenden Crsatzbedarss der Truppe zu kurze Zeit, um ein der Friedensausbildung annähernd gleichwertiges Ergebnis zu ermöglichen. Sehr wertvoll waren unter diesen Verhältnisien die sich allmählich ent- wickelnden besonderen Sturmformationen (Bataillone bei den Armeen, Ab- teilungen bei den Divisionen), die, aus ausgewählten Freiwilligen zusammen- gesetzt, zur Lösung schwieriger Gefechtsaufgaben herangezogen, sonst auch als Lehrtruppe verwendet wurden. Völlig unerwartet trat an der Somme als neuartiges Kampfmittel der Gegner der geländegängige, gepanzerte Kraftwagen oder „T a n k" auf. Er war aus dem Gedanken entwickelt, daß die Infanterie zum raschen Nieder- kämpfen des Widerstandes die Begleitung durch gepanzerte Feuerkraft nicht entbehren könne. Bei seinem ersten Auftreten konnte er beachtenswerte Erfolge erzielen. Indessen lernte die deutsche Truppe bald, die verwund- baren Teile zu erkennen und ihnen zu Leibe zu gehen. Niedrige Ge- schwindigkeit, geringe Zahl und große Zielfläche der damaligen Tanks machte sie zu einer verhältnismäßig leichten Beute der Artillerie, die ihnen schon nach kurzer Zeit besondere Abwehrgeschütze entgegenstellte. Solange die deutsche Artillerie dem Angreifer an Geschützen, Munition und Beobachtungsmitteln aus der Luft stark unterlegen war, sah Weltkrieg. XI. Band. 8