Verhandlungen über einheitlichen Oberbefehl. 19 B. Verhältnis zu den Bundesgenossen. I. Schaffung einer Obersten Rriegsleirung. Die gespannte Lage auf allen Kriegsschauplätzen, besonders aber die E«v- A«g«st. Kriegführung gegen Rumänien, an der deutsche, österreichisch-ungarische, bulgarische, türkische Truppen beteiligt waren, machte es dringender denn je, eine oberste Befehlsstelle zu schaffen, die möglichst unbeschränkt über die Streitkräfte aller vier Verbündeten verfügen konnte. Daß diese oberste Stelle nur der Deutsche Kaiser und damit die deutsche Oberste Heeres- leitung sein konnte, stand außer Zweifel. So sehr solche Lösung den Bedürfnissen der gemeinsamen Kriegführung entsprochen hätte, so sehr bedeutete sie für die anderen Beteiligten eine offenkundige Beschränkung ihrer Selbständigkeit. Das empfand man in erster Linie in Österreich- Ungarn, und gerade daran waren alle bisherigen Versuche gescheitert. Der letzte, von General von Falkenhayn am 21.August unternommen, hatte aber angesichts der immer stärker zutage tretenden eigenen Hilfsbedürftig- keit und der drohenden rumänischen Gefahr wenigstens einen ausführlichen Gegenvorschlag der österreichisch-ungarischen Heeresleitung gezeitigt'). Dieser bedeutete zwar praktisch noch keinen Fortschritt, da wiederum alles von jedesmaliger vorheriger Vereinbarung zwischen der deutschen und der öfter- reichisch-ungarischen Heeresleitung abhängen sollte, Generalfeldmarschall von Hindenburg ergriff aber doch die Gelegenheit, an ihn anzuknüpfen; denn nach der Kriegserklärung Rumäniens hatten bereits die ersten Be- sprechungen mit Generaloberst von Conrad am 29. und 31. August Gegen- sätze hinsichtlich der Befehlsführung in Siebenbürgen zutage treten laffen. Der Umstand, daß weitgehende neue deutsche Hilfe eine Lebensfrage für die Donaumonarchie war, aber auch die klar ausgesprochene Willensmeinung des Kaisers Franz Josef, der einheitliche Oberste Kriegsleitung als erwünscht ansah, ließen die Aussichten für eine Einigung günstig erscheinen. Am 2.September schrieb der Generalfeldmarschall an Generaloberst 2.s-ptemb-r. von Conrad, er schließe sich dem österreichisch-ungarischen Gegenvorschlage, soweit es ihm möglich scheine, an; Einvernehmen zwischen den Heeres- leitungen der verbündeten Mächte müffe selbstverständlich angestrebt werden, andererseits müffe im Bedarfsfall eine Entscheidung von einer Stelle aus getroffen werden. Diese Stelle sei nach den Abmachungen2) der Deutsche -) Bd.x, S. 643 ff. 2) Gemeint waren die von der bisherigen O. H.L. gemachten Vorschläge, nicht Abmachungen. 2*