Entscheidung durch Aussprache des Deutschen Kaisers mit Erzherzog Friedrich. 533
zu geben, die vorher mit der österreichisch-ungarischen Heeresleitung ver-
einbart waren. Nachdem Kaiser Franz Josef seine Einwilligung
gegeben hatte, trat die Neuordnung am 1. August in Kraft.
Damit war nach langwierigen, wechselvollen Verhandlungen unter dem
Druck der russischen Anstürme und der zunehmenden Sorge vor dem Ein-
greifen Rumäniens eine Regelung zustande gekommen, die einen wesent-
lichen Fortschritt bedeutete. Sie nahm einerseits auf das Ansehen der
österreichisch-ungarischen Heeresleitung Rücksicht, die auch weiterhin völlig
selbständig über die Heeresgruppe Erzherzog Karl, die italienische Front
und die Front in Albanien verfügte, andererseits sicherte sie ihr durch die
Verantwortlichkeit des Oberbefehlshabers Ost bis in den Raum von Lem-
berg jederzeit Unterstützung mit Tmppen aus dem Raum nördlich des
Pripjet. Der Befehlsbereich des Generalfeldmarfchalls von Hindenburg
und damit sein Einfluß auf die Gesamtkriegführung war in solchem Um-
fange erweitert, wie es der Auffassung des deutschen Volkes und den
Wünschen des Reichskanzlers entsprach. Daß diese Machterweiterung die
Quelle neuer Reibungen mit der Obersten Heeresleitung werden würde,
mußte aber nach dem, was vorausgegangen war, fast unabwendbar er-
scheinen.
Z. Befehlsübernahme durch Generalfeldmarschall von finden-
bürg und Reibungen mir der (Obersten Heeresleitung.
Generalfeldmarschall von Hindenburg') gab seine bisherige Bis i. August.
Heeresgruppe am 30. Juli an den Oberbefehlshaber der 10. Armee, General-
oberst von Eichhorn, ab, dem Oberst Freiherr Schmidt von Schmidtseck als
Generalstabschef zur Seite stand. Als Oberbefehlshaber Ost
übernahm er an demselben Tage den Oberbefehl über die Heeres-
gruppen Eichhorn und Prinz Leopold, welch letztere durch die 12.Armee
der bisherigen Heeresgruppe Hindenburg verstärkt wurde, am 1. August
mittags auch über die Heeresgruppe Linsingen, deren Oberkommando er in
Kowel tags darauf mit Generalleutnant Ludendorff ebenso wie das der
ö.-u. 4. Armee in Wladimir aufsuchte. Hier war ein fünftägiger russischer
Ansturm gerade eben abgeschlagen worden2). In Kowel trug der General-
stabschef Oberst Hell als Ansicht des Heeresgruppenkommandos vor, daß
die Stellungen gehalten werden könnten. Nach Abweisung aller russischen
Angriffe sei geplant, die Offensive gegen Luck—Nowno wieder auf-
zunehmen oder, falls der Gegner auf Lemberg durchbreche, einen kräftigen
') Anschluß an S. 516 ff.
2) S. 543 ff.