Schwierigkeiten der Lage bei Verdun.
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Gleichwohl sah er mit ständig wachsender Sorge, daß die Erfolge, die er in
seinem Schreiben vom 4. April an das Oberkommando 5 als unerläßlich be-
zeichnet hatte, um „die Franzosen dauernd unter wirklich fühlbarem Druck
zu halten", noch immer auf sich warten ließen.
Nachdem an Stelle des Generals von Mudra Mitte April General
von Lochow den Befehl über die Angriffsgruppe Ost übernommen hatte'),
forderte der deutsche Generalstabschef am 16. das Oberkommando auf, von
den Führern der beiden Angriffsgruppen und den Kommandierenden
Generalen des VII. Reservekorps und XV. Armeekorps eine kurze Dar-
legung der Absichten sowie eine Beurteilung der Lage „im Hinblick auf die
endgültige Durchführung des Angriffs bis in die ungefähre Linie Höhe 310'")
—Dorf Marre—Bras—Fleury—Tavannes" einzufordern und mit eigener
Stellungnahme vorzulegen. Die daraufhin eingereichten Gutachtens der
höheren Führer gaben übereinstimmend der Überzeugung Ausdruck, daß die
Lösung der Aufgabe schwierig und langwierig sei und sich nur schrittweise
durchführen lasse, sagten aber nicht, daß sie aussichtslos sei. Der Ober-
befehlshaber der Heeresgruppe wies in seiner Stellungnahme zu den vor-
gelegten Äußerungen auf sein Schreiben vom 31. März") mit dem Bemerken
hin, daß seine dort entwickelte Anschauung sich nicht geändert habe. Seit
jenem 31. März waren aber Wochen vergangen, ohne die damals in baldige
Aussicht gestellten entscheidenden Erfolge zu bringen. Es fragte sich, ob nicht
jetzt der Augenblick gekommen war, „das bisherige Angriffsverfahren ent-
schloffen aufzugeben, sich bei Verdun nicht nutzlos festzubeißen, sondern den
Feinden an anderer Stelle das Gesetz vorzuschreiben".
Zu dieser Frage nahm zunächst das Oberkommando5als Heeres-
gruppenkommando das Wort, indem General Schmidt von Knobelsdorf am
28. April eine Denkschrift vom 27/) persönlich vorlegte. In ihr hieß es über 28.Apr».
Lage und weitere Absichten, daß die Angriffe künftig auf breiterer Front
geplant seien, und daß sie sich nicht überstürzen ließen, vielmehr gründlicher
Vorbereitung bis ins kleinste bedürften. Er forderte weitere Verstärkungen.
Nach Durchführung der für Anfang Mai auf beiden Ufern in Aussicht
genommenen Angriffe seien zwei frische Korps nötig zur Ablösung des
VI. Neservekorps auf dem Westufer und zweier Divisionen auf dem Ostufer.
Cr bat, herausgezogene Verbände künftig unter Befehl der Heeresgruppe
hinter der Front zu belassen, um diese mit den Kampfverhältnissen ver-
trauten Kräfte nach einer langfristig zu bemessenden Ruhezeit wieder ein-
1) S. 148.
2) Südlich von Csnes.
3) S. 152.
4) S. 141 ff.
5) Wortlaut S. 155.