636 Der Rücktritt des Generals von Falkenhayn. daß dieser sich bei den folgenden mündlichen Auseinandersetzungen nicht auf seine Seite stellte. Durch seine daraufhin aus eigenem Entschluß herbei- geführte Selbstausschaltung aus den weiteren Verhandlungen kam es, daß die Dinge ohne sein Zutun geregelt wurden. Indessen zog er aus dem schwer erträglich gewordenen Zustande nicht die letzten Schlußfolgerungen, sondern ließ die Absicht, von seinem Amt zurückzutreten, nach Rücksprache mit dem Chef des Militärkabinetts fallen. Unmittelbar nach Regelung der Vesehlsverhältnisse im Osten kam es zwischen dem Generalstabschef und dem Oberbefehlshaber Ost infolge der Meinungsverschiedenheiten über die Zuführung von Truppen und die Ver- teilung der Verstärkungen zu einer Kraftprobe, über deren Ernst und Trag- weite kein Zweifel bestehen konnte'). Der Ober st e Kriegsherr, an den sich der Oberbefehlshaber Ost wiederholt unmittelbar wandte, war bemüht, einen Bruch zu verhüten und immer wieder auszugleichen. In der aufs äußerste gespannten Kriegslage besorgte er, daß ein Wechsel der Persönlichkeiten in den höchsten Führerstellungen des Heeres nachteilige Folgen für die Operationen haben und vom Ausland als Zeichen innerer Schwäche gedeutet werden könne. Mitte August» Am 19. August drahtete Generalfeldmarschall von Hindenburg persönlich an den Chef des Militärkabinetts, er habe „nach langer ein- gehender Überlegung die Überzeugung gewinnen müfsen, daß seine Hand¬ lungen nicht die Billigung und seine Führung nicht mehr das Vertrauen des Kaisers" hätten. Cr bat sobald als möglich um persönlichen Vortrag beim Kaiser, zu dem außer Generaloberst von Lyncker nur General Luden- dorff hinzugezogen werden sollte. Lediglich zur Unterrichtung des Chefs des Militärkabinetts selbst, nicht aber zum Vortrag beim Kaiser fügte er hinzu, daß er seine Überzeugung als bestätigt ansehen müsse, falls der Oberste Kriegsherr seinen Vortrag nicht wünsche. Der Kaiser lehnte den erbetenen unmittelbaren Vortrag durch ein noch am gleichen Tage an den Generalfeldmarschall gerichtetes Telegramm ab, in dem er dessen Besorgnisse als unbegründet zu zerstreuen suchte und ausführte: „Ich muß als Oberster Kriegsherr, wenn auch oft schweren Herzens, Wünsche meiner Heerführer zurückstellen, wenn die von mir über- sehene allgemeine Kriegslage es meiner Ansicht nach erfordert. Darin darf der Heerführer niemals eine persönliche Maßnahme oder gar einen Ver- trauensmangel erblicken. Stets wird es das Bestreben des Obersten Kriegsherrn sein, soweit es in seinen Kräften steht, seinen Führern zu helfen. Das geht auch aus dem Antransport der im Westen so benötigten ') 6.535 ff. und 555 ff.