602 Die Ereignisse am Balkan und an der Front der Türkei. garische 2. Armee, vor der die englischen Sicherungstruppen auf das West- ufer des Flusses auswichen, während sich die griechischen Truppen neutral verhielten. Die Vulgaren erreichten an der Struma-Mündung die Küste und besetzten am 24. August auch die Befestigungen von Kawala, nicht aber die Stadt selbst. Das griechische IV. und V. Korps waren von ihrer Heimat abgeschnitten. Ende August. Am 21. August glaubte Oberst von Hammerstein in Bukarest eine gewisse Ernüchterung feststellen zu können. „Abmachungen mit Entente ins Stocken geraten" — meldete er —, . . daher heute Entspannung, wenn auch militärisch noch nichts geändert ist . . ." Die Gesandten der Mittel- mächte berichteten ebenfalls zuversichtlicher; auch sie wurden durch die Hal- tung der leitenden rumänischen Persönlichkeiten getäuscht. Am 23. August hatte der deutsche Gesandte, Freiherr von dem Bussche, den Eindruck, daß König Ferdinand fester stehe, als er bisher annahm, und an seiner Neutra- litätspolitik festhalten wolle. Noch am Vorabend des auf den 27. August einberufenen Kronrats, der über Krieg oder Frieden entscheiden sollte, ver- sicherte der rumänische Ministerpräsident Bratianu dem österreichisch- ungarischen Gesandten, Grafen Ezernin, „auf das bestimmteste, er wolle, könne und werde neutral bleiben . . während tatsächlich bereits am 17. August der Bündnisvertrag und die Militärkonvention mit der Entente abgeschlossen worden waren. So ließ sich auch General von Falkenhayn über die von Rumänien unmittelbar drohende Gefahr täuschen. In einer Besprechung mit dem Reichskanzler am 18. August hatte er der Vermutung Ausdruck gegeben, daß die aufgefangenen italienischen Funksprüche, die vom Anschluß Rumäniens an den Feindbund sprachen, zur absichtlichen Irreführung gefärbt sein könnten; „er sähe keine imminente Gefahr"; er würde Nach- richten haben, wenn die Lage ganz kritisch wäre^). Auch einige Tage später sah er die Lage „nicht für unbedingt ungünstig"^) an. Jedenfalls rechnete er mit einem Losschlagen Rumäniens erst nach der Ernte. Vis dahin aber konnte sich die Gesamtlage der Mittelmächte im Westen und Osten gefestigt haben. So traf ihn die Kriegserklärung Rumäniens an Osterreich-Angarn am 27. August völlig überraschend. General vonEramon schrieb darüber nach dem Kriege*): „Als ich ihm (General 1) Osterr. ung, Rotbuch: „Diplomatische Aktenstücks, betr. die Beziehungen Öfter- reich-Angarns zu Rumänien", Nr. 109. 2) Aufzeichnung des Reichskanzlers über das Gespräch. Bericht des Legationsrats Freiherrn von Grünau an das Auswärtige Amt vom 20. August. 4) von fivamon, a. a. O., S. 76.