598 Die Ereignisse am Balkan und an der Front der Türkei. Ms aussehung. Doch bitte der König, Generalfeldmarschall von Mackensen an Ende zum. kCJ. g^echischen Front zu lassen. Die augenfälligen Fortschritte der Russen am Dniester und Nachrichten aus Bukarest ließen inzwischen die Besorgnisse wegen der Haltung Rumäniens') rasch steigen. Daß diese dauernd höchst unsicher war, wurde durch aufgefangene Funksprüche des italienischen Botschafters in Petersburg bestätigt, die schon im April den Anschluß an die Entente als nahe bevorstehend bezeichnet hatten. Rumäniens größte Sorge war, daß es beim Angriff gegen Österreich-Ungarn Bulgarien im Rücken haben werde. Um dessen Kräfte zu fesseln, forderte es den Angriff der Cntente-Armee aus Saloniki. Andererseits bedeutete auch für Bulgarien ein Vorgehen der Rumänen aus der Dobrudfcha den Zweifrontenkrieg. So hielt General von Falkenhayn bald nach dem 21.Juni die Ver- stärkung der bulgarischen Truppen an der rumänischen Grenze für dringend und beschäftigte sich auch näher mit der Möglichkeit eines Entente-Angnffs von Saloniki her, den er sich allerdings nicht in Form einer großen Offen- sive dachte, sondern nur als eine Unternehmung, die durch Bindung bul- garischer Truppen den Rumänen Rückenfreiheit verschaffen sollte. Er erwog nunmehr doch, nach Abschluß der griechischen Demobilmachung die Vor- truppen der Entente auf Saloniki zurückzuwerfen, um die Front zu ver- kürzen. Ein solcher Erfolg würde nicht nur Truppen gegen Rumänien frei machen, sondern — so hoffte er — auch auf dessen Entschließungen ein- wirken. Der Angriffsgedanke stieß aber jetzt bei der Heeresgruppe Mackensen auf Ablehnung, da es fraglich sei, ob die Kräfte zur Durchführung reichen würden, und ob — selbst beim Gelingen — nennenswerte Teile ausgespart werden könnten. General von Falkenhayn regte aber auch Verstärkung der Truppen an der bulgarisch-rumänischen Grenze durch Hilfe der Türke f) an. Diese war bereit, dafür im Bedarfsfälle vier Divisionen — wenn sie sicher sei, nicht von Griechenland angegriffen zu werden, sogar sechs Divisionen — zur Verfügung zu stellen. Aber Bulgarien hatte gegen türkische Unter¬ stützung nach wie vor Mißtrauen. General Iekow meinte, die Türkei werde für ihre Divisionen, die doch nur je 2—3000 Mann zählen würden, poli- tische Gegenforderungen stellen; sie müßten daher jedenfalls als Unter- stützung für Deutschland, nicht für Bulgarien gekennzeichnet sein und dürften auch erst dann austreten, wenn die Lage es unbedingt erfordere. So konnte einstweilen nichts Wesentliches geschehen. Auch erschien dem deutschen Generalstabschef Bulgariens Haltung gegenüber Rumänien, ')S. 481. 2) S. 615.