Die Lage vor Saloniki. 597 Griechenland, denn es handelte sich um den Hauptzugang zu dem von den Vulgaren heiß begehrten Lande östlich dieses Flusses. Die deutsche Zusicherung, alle besetzten Gebietsteile nach Abschluß der militärischen Ope- rationen sofort wieder zu räumen, bestimmte König Konstantin jedoch dazu, an der Neutralität festzuhalten. Er geriet damit in schwierige Lage gegen- über der Entente, die Griechenland geheimes Einvernehmen mit den Mittel- mächten vorwarf, Anfang Juni über das ganze Land die Blockade ver- hängte und unter diesem Drucke neben der Erfüllung politischer Forderungen Ende Juni die Demobilmachung der gesamten griechischen Streitmacht er- zwang mit Ausnahme der beiden Korps, die östlich der Struma die von den Vulgaren begehrten Gebietsteile schützten. Inzwischen hatte die Heeresgruppe Mackensen angesichts der Not an der österreichisch-ungarischen Front gegen Rußland ihren Generalstabschef, Generalmajor von Geeckt, und die 105. Infanterie-Division abgegeben'). Der Stellvertreter des Generalstabschefs, Oberst Hentsch, hatte vor- geschlagen, dem jetzt erst recht erwarteten feindlichen Angriff durch eine Stellungsverbesserung an der Front der bulgarischen 1. Armee zuvor- zukommen, bei der griechisches Gebiet betreten werden mußte. General von Falkenhayn hatte das jedoch am 21. Juni abgelehnt, da er an solchen Angriff zunächst nicht glaubte, vor allem aber mit Rücksicht auf die Verhältnisse in Griechenland. Solange dessen Armee mobil war, bestand die Gefahr, daß ein Zusammenstoß bulgarischer Truppen mit griechischen dm Übertritt Griechenlands zur Entente bringen könne. Diese Gefahr schwand mit der Demobilmachung des griechischen Heeres. Sobald sie durchgeführt war, bestanden keine Bedenken mehr dagegen, daß die Heeres- gruppe Mackensen sich auch auf griechischem Boden mit derselben Freiheit bewegte, die die Entente-Truppen schon seit neun Monaten genossen und ausnutzten. In Bulgarien zeigte sich seit den Erfolgen der russischen Vrussilow-Offensive zunehmendes Mißtrauen gegen Österreich-Ungarns mili- täusche Kraft, das — wie der deutsche Militärattache, Oberst von Mafsow, am 14. Juni berichtete — „eine uns nicht förderliche Propaganda stärkt". Hierzu kämen Befürchtungen hinsichtlich Rumäniens; man fange an, sich der Lage des Jahres 1913 zu erinnern. Da aus allen diesen Gründen der Wunsch nach einheitlichem deutschen Oberbefehl über die gesamte Ost- front dringender werde, habe ihn der Kronprinz im Auftrage des Königs zu sich gerufen. Daß damit die bulgarischen Truppen an der rumänischen Grenze unter deutschen Befehl treten würden, sei selbstverständliche Vor- 0 S. 482 ff.