Italienische Gegenoffensive in Südtirol. 587 aber zur Vorsicht und Abwehrbereitschaft gegen etwaige österreichisch-unga- rische Gegenangriffe. Erst am 27. Juni erließ die italienische Heeresleitung 27. Juni, die Weisung, in frischem Draufgehen den Gegner zu verfolgen und in seine Stellungen vom 15. Mai zurückzuwerfen. Die diesem Befehle um die Monatswende folgenden Angriffe brachen jedoch vor den neuen Stellungen des Gegners zusammen. Die Hoffnung, den Feind im ersten Anlauf in seine Ausgangsstellungen zu werfen, erfüllte sich nicht. Neue planmäßig vor- bereitete Angriffe unter Einsatz schwerer Artillerie wurden notwendig. Das Schwergewicht sollte weiterhin auf die Flügel gelegt, ein kräftiger Neben- angriff über den. Rolle-Paß gegen das Fleims-Tal zur Bedrohung der rückwärtigen Verbindung der in Südtirol kämpfenden österreichisch-unga- rischen Front geführt werden. Die öfterreichisch-ungarische Heeresleitung sah sich Ende Zum in schwieriger Lage. Sie mußte auf Angriffe an der Isonzo- Ende Juni. Front und auch in Tirol gefaßt sein. Der Gegner war dabei im Vorteil, weil er seine Divisionen auf kürzerem Weg erheblich fchneller von einer Front an die andere werfen konnte. Zudem hatten die neuen Stellungen in Tirol noch keine genügende Abwehrstärke. Bei der Verteilung der Kräfte mußte dem Rechnung getragen werden. Der Heeresgruppe Erzherzog Eugen blieben nach Abgabe von insgesamt fünf Divisionen für Galizien schließlich nur noch etwa acht Divisionen zwischen Etsch und Vrenta. Ihnen mochte fast dreifache Übermacht, etwa 17 Divisionen mit 46 Brigaden, gegenüber- stehen. Truppenbewegungen von der Tiroler Front nach Osten waren bis Ende Juni nicht beobachtet worden. Abgehörte Funksprüche ergaben in den ersten Iulitagen die Gewißheit, daß der erwartete italienische Großangriff auf den Hoch- flächen dicht bevorstehe. Nachdem die Kampftätigkeit schon verschieden^ lich wieder lebhafter geworden war, brach er am 6. Juli mit voller Wucht «.»<»24.3«». los. Vom 10. Juli ab mochte seine Kraft etwas abnehmen, gleichwohl hatte der Verteidiger immer wieder Massenstöße weit überlegenen Angreifers abzuweisen. Es war die Absicht der italienischen Führung, die Aufmerk- samkeit des Feindes hier zu fesseln und von der Isonzo-Front abzulenken. Nach einem letzten, aber vergeblichen Versuch, sich vom 22. Juli ab in Besitz des Kempel-Rückens zu setzen, endeten die äußerst erbitterten und blutigen Angriffe gegen die neuen österreichisch-ungarischen Stellungen am 24. Juli mit vollem Abwehrsieg der Verteidiger. Stellenweise gering- fügige örtliche Gewinne der Italiener standen in keinem Verhältnis zu ihren schweren Vlutopfern. Die öfterreichisch-ungarische Front stand uner- schüttert.