Heeresgruppe Linsingen: Geringe Angriffserfolge. 477 Aber auch der 18. Juni brachte trotz günstigerer Witterung gegen gut zum. versteckte russische Maschinengewehre keine entscheidenden Fortschritte. Es war bei der Gruppe Marwitz ein schwerer Angriffstag gegen an Zahl über¬ legenen, gut eingegrabenen Feind, der sich in Gegenstößen immer wieder Luft zu machen suchte und dabei außerordentliche Mengen an Toten liegen ließ. Beim X. Armeekorps gelang es der 20. Infanterie-Division aber doch nicht, die beherrschende russische Höhenstellung nordwestlich von Kisielin zu nehmen. Ihre Mörser, die wegen des aufgeweichten Bodens nicht heran- kommen konnten, waren inzwischen der Gruppe Vernhardi zugeführt worden. Aber auch Munition, besonders schwere, kam bei Mangel an Kolonnen, die noch nicht vollzählig eingetroffen waren, und grundlosen Wegen nicht in ausreichendem Maße nach vorn. Weiter nördlich erzielte vor allem die 108. Infanterie-Division einige Erfolge. Damit wurde die Stellung auf dem rechten Stochod-Afer gefestigt, für die Gesamtlage war aber doch nur unbedeutender Erfolg erzielt. Die Beute betrug in drei Kampftagen 4000 Gefangene, 21 Maschinengewehre, zwei Geschütze. In- zwischen war aber der linke Flügel der ö.-u. I.Armee vor russischem Angriff bei Gorochow sogar einige Kilometer zurückgewichen. Vier Ka- vallerie-Divisionen, dabei die deutsche 9., reichten nur gerade aus, die Lücke von da bis zur ö.-u. 4. Armee auszufüllen, die mit dem rechten Flügel bei Lokaeze erschöpft still lag. Im Norden bereitete die Lage im Styr- Vogen von Czartorysk ernsteste Sorge. Die Widerstandskraft des ö.-u. II. Korps wie des Korps Fath — so hatte Generaloberst von Linsingen anläßlich seiner Bitte um Ver- stärkungen bereits am 17. Juni abends nach Teschen gemeldet — war durch dauernde Kämpfe und täglich sich steigernden russischen Druck bedenklich im Abnehmen. Am 18. Juni antwortete Generaloberst von Conrad: „Hauptaufgabe bleibt mit Angriff durchzudringen. Demgegenüber steht die Behauptung des gefährdeten Styr-Vogens zurück". Wenn die anrollende 11. bayerische Division für den Erfolg des Angriffs unentbehrlich sei, so könne weiter nördlich nötigenfalls durch Beziehen der Stochod-Stellung an Kräften gespart werden. Generaloberst von Linsingen war anderer Ansicht. Er gab den Bescheid mit dem Zusatz an die Ober st e Heeresleitung weiter, daß sich in diesem Falle die am unteren Styr gegenüberstehenden russischen Kräfte sofort gegen Westen, also gegen die Gruppe Berhardi wenden würden, Truppen zu offensiver Verwendung würden also doch nicht frei werden. „Der Befehl zum Zurückgehen wird daher von mir nicht gegeben werden, vielmehr sind die Führer zwischen Sokul und Kolki nochmals von mir in bestimmtester Form zum Ausharren angehalten. Meldung hierüber erfolgt zur Kennzeichnung der zum Rückzug leicht geneigten Stimmung".