Erste Entsendungen von der deutschen Westfront. 459 zum 7. Juni zunächst an ihn gewandt und den Einsatz ausreichender öfter- reichisch-ungarischer Verstärkungen gefordert, auch wenn bis zu ihrem Ein» treffen einige Zeit vergehe. Kämen sie überhaupt nicht, so könne es sich „tatsächlich ereignen, daß die Russen mit zahlenmäßig kaum gleichen Kräften die ganze Kriegslage im Osten zu ihren Gunsten umgestalten". Die Ant- wort aus Teschen ließ auf sich warten. Che sie vorlag, meldete am 7. Juni mittags General von Cramon: Generalleutnant Metzger, der Chef der Operationsabteilung bei der österreichisch-ungarischen Heeres- leitung, sei der Ansicht, „daß mit österreichischen Truppen — auch mit solchen an der Südwestfront etwa verfügbaren — die Lage bei Luck kaum wiederherzustellen" sei. Weitere Meldungen des Generalobersten von Lin» singen brachten Klarheit über die völlig gesunkene Widerstandskraft der ö.°u. 4. Armee; ihre Truppen seien ohne zwingenden Grund so weit zurück- gewichen, daß der von Kiwercy her beabsichtigte Gegenangriff nicht mehr ausführbar sei. Schnelle deutsche Hilfe schien also nötig. General von Falkenhayn ordnete die Absendung der 1l)8. Infanterie-Diviston aus dem Vereich des Oberbefehlshabers Ost und des X. Armeekorps aus seinen bisher zurückgehaltenen Westreserven^) nach Kowel an. In der Mitteilung hierüber an Generaloberst von Conrad betonte er, er setze als selbstverständ- lich voraus, daß auch alle irgendwie entbehrlichen österreichisch-ungarischen Verbände unter voller Ausnutzung der Eisenbahnen an die bedrohte Front gefahren würden. Gleichzeitig bat er den verbündeten Generalstabschef für den 8. Juni zu einer Aussprache nach Verlin. Generaloberst von Conrad hatte zunächst erwogen, General von Falkenhayn zur Aufgabe des Verdun-Angriffs zu veranlassen, dessen Fortschritte ihm ohnehin gering erschienen. Deutsche Truppen sollten die Lage gegen Rußland bereinigen, während die österreichisch-ungarischen den Kampf gegen Italien fortsetzten. Mit diesem Ziele hatte auch General- leutnant Metzger die erwähnte Mitteilung an Generalleutnant von Cra- mon gemacht. Die Erinnerung daran, daß das österreichisch-ungarische Heer die Verantwortung für das Halten der Ostfront südlich des Pripjet über¬ nommen habe, und zwar für das Halten mit eigenen Truppen, solange nicht etwa die Russen ihre Kräfte umgruppierten, war bei Generaloberst von Conrad und seinen Mitarbeitern anscheinend verblaßt. Als sich dann bis zum Abend des 7. Juni die Lage an der Front immer bedrohlicher ent- wickelte, wurde es dem österreichisch-ungarischen Generalstabschef klar, daß sich seine Pläne bei der Aussprache in Verlin doch nicht durchsetzen lassen würden, daß vielmehr die Notwendigkeit erörtert werden würde, die Tiroler Offensive abzubrechen. So entschloß er sich „nur widerstrebend"^) zur Reise. ') 6.316. — B) Öftere, amtl. Werk, Band I V, S. 4M.