VII. Die Oberste Heeresleitung im?uli und August. Karten 1, 3, 4—6. General von Falkenhayn hatte sich dem Ernst der Lage nicht Anfangsnu. verschlossen, die seit Ende Juni an der Somme-Front den Angriff der Gegner ankündigte, diesem aber doch in der Zuversicht entgegengesehen, daß die Abwehr mit den bisher flüssig gemachten und in Reichweite zur Ver- sügung stehenden Kräften nicht allzu schwer sein würde. Die erste Meldung des Oberkommandos der 2. Armee vom Vormittag des 1. Juli'), in der über die Ergebnisse des soeben begonnenen feindlichen Infanterieangriffs noch nichts gesagt werden konnte, aber bereits um die Artillerie von zwei Divisionen der Heeresreserve gebeten wurde, beantwortete er noch mit dem ruhigen Hinweis, daß „der Einsatz unserer geschlossenen Reserven mit größter Sparsamkeit erfolgen müsse und die Wegnahme der Artillerie von den Hauptreserven, deren Bestimmung geschlossener Gegenstoß sei, in hohem Grade bedenklich" wäre. Indessen gegenüber dem gebieterischen Zwang der Ereignisse, die über¬ raschend auf den verantwortlichen Leiter der Operationen einstürmten und ihn vor eine ihm völlig unerwartete Lage stellten, ließ sich diese selbstsichere Zurückhaltung nicht bewahren. Durch die zum Teil nicht unbedeutenden Anfangserfolge der Angreifer und die starken Einbußen des Verteidigers wurde ihm mit einem Schlage jede Handlungsfreiheit entrissen. Bis um Mitternacht vom 1. zum 2. Juli mußten der 2. Armee bereits sieben Di- Visionen zur Verfügung gestellt werden^). Bis zum 9. Juli folgte die Zuweisung weiterer sieben Divisionen'), von denen die Mehrzahl der Heeresreserve entnommen war. Aber deren Bestände hinaus griff man dabei auf Kräfte der 4., 6. und 7. Armee und der Armee-Abteilung Gaede zurück, die dort entweder gar nicht oder nur sehr unvollkommen ersetzt wurden. Am Ende des ersten Iulidrittels besaß die Oberste Heeresleitung nur noch ganz geringe eigene Verfügungskräfte^). Ununterbrochener ') S. 351. 2) Div. Frentz, 185. I. D, VI. R. K., 22. R. D., 3. G. I. D,, 44. R. D. 3) IX.A.K., 183. und 123.3.®., zusges Div.Liebert, 7. I.D., 8.bayer.R.D. 4) 8. I. D. (bisher 6. Armee), 24. R. D. (bisher 3. Armee) und die aus Abgaben der 7. Armee in Bildung begriffene Div. Dumrath. Auch diese drei Divisionen wurden bereits in den nächsten Tagen der 2. Armee zur Verfügung gestellt. Vis zum 19. Juli folgten drei weitere Divisionen (5., 117. und 28. I. D.).