388 Die Westfront im Juli und August. — Somme-Schlacht. zunächst völlig in Unordnung geraten — war erst seit Bildung der Heeres- gruppe Gallwitz wieder in einwandfreiem Betrieb. Den Pionieren und Bautruppen fiel nach dem Verlust des vorderen Stellungssystems die schwierige Aufgabe zu, neue rückwärtige Stellungen und in ihnen vor allem die immer mehr als unentbehrlich er- kannten Unterkunftsstollen anzulegen. Bei diesen ging man schließlich bis zu zehn Meter in die Tiefe, um Schutz gegen die Treffer der schweren und schwersten feindlichen Artillerie zu schaffen. Dabei wuchs die Gefahr, daß solche Unterstände zu „Menschenfallen" wurden. Die Bestände der Pionierparks waren unzureichend; es mangelte insbesondere an Hindernis- Material und Schurzholz für den Unterstandsbau. Beim Fernsprechwesen steigerten sich die Schwierigkeiten in den ersten Iuliwochen gelegentlich zu fast völligem Versagen, da die meisten Befehlsstellen nach rückwärts verlegt werden mußten und gleichzeitig zahl¬ reiche höhere Stäbe neu eingeschoben wurden. Besondere Netze für Artillerie, Flieger, Ballone und Meßtrupps mußten geschaffen werden. Auch waren die eintreffenden Truppen teilweise nur unzulänglich mit Fern- sprechgerät ausgerüstet, und vieles ging in den unaufhörlichen Kämpfen verloren. An Lichtsignal- und Funkgerät sowie an Brieftaubenschlägen herrschte Mangel. Die Unterkunftsverhältnisse für Mann und Pferd wurden immer schwieriger. Vorn fehlte es an Unterständen, weiter rück¬ wärts mußten die unter Störungsfeuer liegenden Ortschaften bald ge- räumt werden. Die Truppen biwakierten hinter Steilhängen, in Wäldern und Parks, wurden aber durch die feindliche Artillerie auch dort bald unter die Erde oder zu weiterem Ausweichen nach rückwärts gezwungen, wo sich dann in den noch bewohnbaren Ortschaften alles eng zusammendrängte. Das verbrauchte Kräfte und zehrte bei mehrfach regnerischem Wetter an der Gesundheit von Mann und Pferd. Baracken und Stallzelte reichten bei weitem nicht aus. In dem wegen des durchlässigen Kalkgesteins an sich schon wasserarmen Gebiet waren die Brunnen den gesteigerten Bedürf- nissen bald nicht mehr gewachsen. Die Eisenbahnen hatten plötzlich hohe Transportanforderungen zu bewältigen. Die Heranführung zahlreicher Verstärkungen sowie der Austausch erholungsbedürftiger Divistonen wurde von ihnen mit Zuver- lässigkeit durchgeführt. Dagegen kam es bei der Abwicklung der gleichzeitig erheblich gesteigerten Nachschubtransporte zu Stockungen, da die Bahnhofs- anlagen im vorderen Armeebereich auf solche Verkehrssteigerung nicht ein- gerichtet waren. Erweiterung und Vermehrung konnte nur allmählich wirksam werden. Die Schwierigkeiten wurden noch vermehrt durch den