Preisgabe des Unterseekrieges, 309 auf unabsehbare Kriegsdauer einzurichten. Meine Antwort ist, daß wir dann auch hier mit Rücksicht auf die Ersatzmöglichkeiten an Personal, Material (Gerät) und Munition (Kriegsrohstoffen) im Großen zur desen- siven Haltung übergehen müssen, woraus selbstverständlich eine entsprechende Einschränkung der im Gange befindlichen Operationen im Maas-Gebiet bedingt werden würde". Der Reichskanzler wurde durch dieses Schreiben nicht ver- anlaßt, seine Ansicht über die von ihm für richtig gehaltene Politik zu ändern. Seinem Standpunkt hatte sich außer dem Admiralstabschef auch Admiral von Capelle, der Nachfolger des Großadmirals von Tirpitz als Staatssekretär des Reichsmarineamts, weitgehend genähert. Es gelang dem Kanzler, den Kaiser davon zu überzeugen, daß der Krieg mit den Ver- einigten Staaten unter allen Umständen vermieden und der uneingeschränkte Anterseekrieg dieser Notwendigkeit zum Opfer gebracht werden müsse. Der Botschafter Gerard wurde nach Charleville gerufen, am I.Mai in Gegen- i.Mai wart des Kanzlers vom Kaiser empfangen und davon unterrichtet, daß Deutschland einlenken werde. Damit war die Anwendung des einzigen Kriegs- mittels entfallen, durch das nach der Auffassung des General st ab schefs „England sicher und unmittel- bar in seinen Lebensbedingungen getroffen werden" könnt e1)- Als General von Falkenhayn, der von dieser Wendung keine Kenntnis erhalten hatte, die vollzogene Tatsache erfuhr, bat er am 2.Mai um Ent- 2. Mat. Hebung von seiner Stellung. Der Oberste Kriegsherr ließ ihm jedoch den Wunsch übermitteln, sein Amt weiterzuführen. Daraufhin zog General von Falkenhayn sein Gesuch zurück, um nicht in der Öffentlichkeit den Gegensatz zwischen militärischer und politischer Leitung erkennbar werden zu lassen. Cr begnügte sich damit, dem Kanzler gegenüber noch einmal schriftlich seine Ansicht auszusprechen, daß er „den rücksichtslosen Untersee- krieg nicht nur für ein, sondern für das einzige wirksame Kriegsmittel halte, das uns zur Verfügung stehe, um England Friedensbedingungen geneigt zu machen, die für Deutschland annehmbar" seien. Die deutsche Antwortnote an die Regierung der Ver¬ einigten Staaten vom 4. Mai teilte mit: Es sei Weisung an die deutschen 4. Mai. Seestreitkräfte ergangen, „in Beobachtung der allgemeinen völkerrechtlichen Grundsätze über AnHaltung, Untersuchung und Zerstörung von Handels- -) S. 22.