308 Die Oberste Heeresleitung bis zum Beginn der Somme-Schlacht. wie er vom I.März bis 23. April geführt ist, erblicke ich dagegen nur ein Mittel, mit dem England zwar erheblich, aber nicht entscheidend getroffen werden kann. — 2. Unsere U-Minenboote reichen nach Zahl und Leistungs¬ fähigkeit bei dem heutigen Stande der englischen Abwehr jetzt schon aus, von den flandrischen Küsten die Zugänge zu den Häfen der englischen Süd- ostküste minenverseucht zu halten. Hinsichtlich der übrigen englischen Häfen werden wir indessen in absehbarer Zeit eine derartige dauernde Verseuchung auch nicht annähernd sicherstellen können. Vielmehr werden wir mit unseren Mitteln nur in der Lage sein, die Zugänge zu den wichtigsten Häfen in allmählich steigendem Maße zu gefährden, ohne sie dauernd verseucht halten zu können ..." Diese Antwort an den Generalstabschef vom 27. April wurde am 30. durch ein Schreiben des Admirals von Holtzendorff an den Chef des Marine-Kabinetts wesentlich ergänzt. In ihm war ausgeführt, daß auf ein Nachgeben Englands nach sechs bis acht Monate langem uneingeschränkten Unterseekrieg nur gerechnet werden dürfe, wenn Amerika sich nicht als Bundesgenosse an seine Seite stelle. Der Kriegseintritt Amerikas würde die Verbandsmächte zu längerem Widerstand befähigen, während Deutsch- land der Erschöpfung entgegenginge. Die gegenwärtige Kriegslage sei nicht dazu angetan, uns dieses Vabanquespiel aufzunötigen'). General von Falkenhayn blieb diese vollkommene Abkehr des Admirals von Holtzendorff von seinem bisherigen Standpunkt unbekannt. Er selbst hielt nach wie vor an der Forderung unbedingter und sofortiger 28. bis Eröffnung des uneingeschränkten Unterseekrieges fest. Am 28. April zeichnete 30-9tptiI' General Tappen über ein langes Gespräch mit ihm auf: „Ohne verschärften Unterseekrieg ist ein Ende des Krieges mit England nicht abzusehen und damit auch nicht mit unseren anderen Gegnern". Dem Kaiser legte der Generalstabschef an einem der letzten Apriltage die nachteiligen Folgen dar, die die Nichtanwendung dieses Kriegsmittels aus die Landkriegführung nach sich ziehen werde. „Er müsse auf die Fortsetzung der Aktion gegen Verdun verzichten, wenn der U-Boot-Krieg suspendiert werde, und zwar weil selbst ein voller Erfolg der Verdun-Aktion die Opfer nicht lohne, wenn die Sus- pcndierung des U-Boot-Krieges den Engländern Luft gebe und den Fran- zosen die Hoffnung auf weitere englische Hilfe lasse"^. Im gleichen Sinne äußerte er sich am 30. April schriftlich gegenüber dem Reichskanzler: „Euere Exzellenz haben eine kurze Darlegung meiner Ansicht darüber gewünscht, wie der Krieg auf der Westfront geführt werden müßte, wenn wir gezwungen sein sollten, uns infolge Fortfalls des Unterseebootkrieges gegen England ') Marine-Archiv: „Der Handelskrieg mit !I°Booten", Band III, S. 144. 2) von Tirpitz: „Politische Dokumente", Band II, S. 536.