Anterseekrieg. 293 Hayn — „für meine heilige Pflicht, Euere Majestät nochmals anzuflehen, daß die Entscheidung über den U-Boot-Krieg in keiner Weise mit dem Urteil über die Haltung des Großadmirals von Tirpitz verknüpft wird. Sollte der U-Boot-Krieg aus irgendwelchen Gründen nicht zur Anwendung kommen, trotzdem ihn der sachverständige und — soweit ich sehen kann — ganz unvoreingenommene Berater Euerer Majestät nach Pflicht und Ge° wissen für aussichtsvoll erklärt, so müßte ich dies als ein Unglück für Kaiser und Reich ansehen". Eine Tagebucheintragung des Generalobersten von Plessen vom fol- genden Tage, 11. März, deutet darauf hin, daß der Ober st e Kriegs- Herr sich immer mehr der Auffassung des Reichskanzlers zuzuwenden begann: „Seine Majestät wiesen den General von Falkenhayn auf Grund dessen schriftlicher Eingabe darauf hin, daß nicht annähernd soviel U-Boote vorhanden, als erforderlich wären, um den U-Boot-Krieg in radikaler Form zu führen". Hiernach bestand wenig Aussicht, daß es dem Generalstabschef gelingen würde, die Zustimmung des Kaisers zur Anwendung der U-Boot- Waffe in der Form zu finden, die er in Übereinstimmung mit dem Admiral- stabschef für ihre kriegsentscheidende Wirksamkeit als unerläßlich ansah. B. Von Anfang April bis Mitte Mai. Karten 1,2, 3, 5 und Skizze 11. Die undurchsichtige, im Grunde tiefverschlossene Natur des Generals von Falkenhayn macht es ungemein schwer, ein sicheres Urteil darüber zu gewinnen, ob er trotz der starken Worte am Schluß seines Schreibens vom 4. Aprils sich wirklich ernsthaft mit der Absicht getragen hat, „den Feinden 4. April, an anderer Stelle das Gesetz vorzuschreiben, die Entscheidung zu suchen", falls bei Verdun nicht bald ein großer Erfolg erzielt wurde. Manches spricht für die Annahme, daß er diesem Gedanken auch jetzt noch mit erheb- lichen inneren Vorbehalten gegenübergestanden hat. Für die nächste Zu- kunft freilich sollte ja „alles darangesetzt werden, um im Kampfgebiet an der Maas nach dem bisherigen Angriffsverfahren vorwärtszukommen". Wollte der Generalstabschef aber für den mit Recht als durchaus möglich bezeichneten Fall des Mißlingens dieser Anstrengungen die Entscheidung an anderer Stelle suchen, so mußte er sich, wie er selbst in seinem Schreiben sagte, „rechtzeitig" schlüssig darüber werden, wie und wo dies geschehen sollte, und entsprechende Vorbereitungen ernsthaft in Angriff ~ ') S. 289. ~~