s Die Oberste Heeresleitung um die Jahreswende 1915/16. E«de wi5. fordert, sondern ausschließlich in der Überzeugung, daß wir diesen Weg gehen müssen, um den gemeinsamen Existenzkampf unserer beiden Reiche siegreich zu beenden. Eine entscheidende Niederlage des italienischen Heeres im Nordosten des Königreichs mit Preisgabe des Gebietes bis zur Etsch würde Italien mit großer Wahrscheinlichkeit zum Friedensschluß zwingen, weil die Lage im Innern nach einem solchen Ergebnis des vermeintlichen nationalen Beutezuges gewiß unhaltbar wäre ... Ich erachte somit die Offensive gegen Italien als die notwendige Einleitung des endgültigen Ent-- scheidungskampfes, dessen Erfolg noch im Jahre 1916 zu erringen für die Monarchie aus mancherlei Gründen ein Gebot der Notwendigkeit ist . . . Da der Uberschuß der deutschen Kräfte allein für eine abschließende Entscheidung an einer der Hauptfronten im Westen oder Osten kaum aus- reichen dürfte, österreichisch-ungarische Kräfte aber für die Teilnahme an der Entscheidung oder für Ablösung deutscher Teile an anderer Stelle nicht ver- fügbar würden, insolange Italien nicht abgetan ist, so müßte sich für uns beide jener unerträgliche Zustand ergeben, der das Erreichen eines posi- tiven Kampfzieles ausschließt und es unseren gemeinsamen Feinden ermög- licht, den Krieg bis zu unserer Erschöpfung fortzusetzen". Generaloberst von Conrad berechnete dann den für die Tiroler Offen- sive für notwendig gehaltenen Kräftebedarf auf etwa 16 Infanterie-Divi- sionen und 90 schwere Batterien. Es sei erwünscht, daß hierfür von deut- scher Seite vier Divisionen und 30 Batterien, ferner zur Freimachung österreichifch-ungarifcher Kräfte an der Ostfront weitere vier Divisionen ge- stellt würden. Sein Schreiben schloß mit den Worten: „Euer Exzellenz ersuche ich ergebenft, die Notwendigkeit, das Ziel, die Zeit und die Kraft für den von mir vorgeschlagenen Angriff nochmals zu überlegen und zu prüfen und mir sodann Ihren Standpunkt in dieser Frage mitzuteilen". General von Falkenhayn sah von schriftlicher Stellungnahme zu der abweichenden Auffassung des verbündeten Generalstabschef ab. Zu mündlicher Fortsetzung des Gedankenaustausches, die er statt dessen vor- schlug, kam es infolge des gerade in den nächsten Tagen wegen Balkan- Fragen eintretenden Bruches^) zwischen beiden Generalstabschefs nicht mehr. In der schon erwähnten Weihnachtsdenkschrift hat General von Falken- Hayn für seine Ablehnung des Gedankens, Italien anzugreifen, eine im wesentlichen politische Begründung gegeben, die in mehrfacher Hinsicht über das hinausging, was er Generaloberst von Conrad gegenüber geltend ge- macht hatte: „Dem Vorschlag kann nicht beigetreten werden. Seine Ver- wirklichung würde lediglich Österreich-Ungarn Entlastung und Zukunfts- Band IX, 6. 306 ff.