456 Bedeutung der Kriegswirtschaft und Kriegsrüstung in der Gesamtkriegführung. Im ganzen war der Bestand des Feldheeres an Kraftfahrzeugen im Laufe des ersten Kriegsjahres auf das Fünffache g e - stiegen. Cr betrug am 22. August 1915 rund 8600 Personenkraftwagen, 10 400 Lastkraftwagen und 1700 Krafträder. Dementsprechend war auch der Betriebsstoff- und Material-Verbrauch angewachsen. Cr belief sich allein beim Feldheere für den Juni 1915 auf 4655 Tonnen Venzin, Benzol und Benzolspiritus"), 322 Tonnen Ol, 15 334 Reifendecken, 25 102 Reifen- schlauche und 1823 Vollreifen. Die Deckung dieses gewaltigen Bedarfes begegnete bei der angespann- ten Rohstofflage immer größeren Schwierigkeiten. Die Bereitstellung des erforderlichen Betriebsstoffes wurde zwar durch die Wiederbesetzung des galizischen Mineralöl-Gebietes erleichtert. Auch durfte eine weitere Steige- rung der Benzolerzeugung erwartet werden, was insofern besonders ins Gewicht fiel, als mit der Herstellung von Benzolspiritus im bisherigen Ilm- fange künftig nicht gerechnet werden konnte, weil die Spiritusbrennerei immer mehr zugunsten der Verwertung der Kartoffel als Nahrungsmittels eingeschränkt werden mußte. Für Schmieröl schließlich hatte man Ersatz- mittel aus Steinkohlenteer, Braunkohlenteer-Rückständen und anderen Stoffen gewonnen. Andererseits aber waren die Bestände an Rohgummi nahezu aufgebraucht, die Regenerierung von gebrauchtem Gummi hatte keine befriedigenden Ergebnisse gezeitigt, und die Versuche zur Herstellung künst- lichen Gummis befanden sich noch im ersten Stadium. So wurden weitere Einschränkungen im Material- und Betriebsstoff- Verbrauch zur zwingenden Notwendigkeit. Die anfangs verhältnismäßig sehr große Zahl der überplanmäßigen Kraftfahrzeuge wurde ständig ver- ringert, die der planmäßigen wiederholt herabgesetzt. Liebesgabentrans- Porte auf Kraftfahrzeugen und Kraftwagenfahrten zur Heimat wurden ver- boten. An der Westfront setzte man vom 1. September 1915 ab für jedes Fahrzeug eine monatliche Höchstmenge an Betriebsstoff fest und regelte danach die Zuweisung an die Armeen. Außerdem wurden regelmäßige Be- stands- und Verbrauchsnachweisungen befohlen. Lastkraftwagen durften zur Schonung der Vereisung nur mit 80 Prozent ihrer Ladefähigkeit aus- genutzt werden; für die Zukunft war Holzeisenbereifung, zunächst für die Hinterräder, vorgesehen; Anhänger wurden bereits vom Frühjahr 1915 ab nur noch mit Cisenbereifung geliefert. Im übrigen stimmten General- quartiermeister und Kriegsministerium Ende 1915 darin überein, daß die 1) Ein Gemisch von Benzol mit 25Prozent Spiritus, das seit dem Sommer 1915 hergestellt wurde und im allgemeinen gute Dienste geleistet hat. 2) S.3SS.