194 Der Krieg der Türkei bis zur Jahreswende 1915/16. sommer armenische Aufstandsbewegung neue Nahrung erhielt. Im ägyptischen "°b^s°rbst Grenzgebiets waren die Engländer am Suez-Kanal stehengeblieben; mehrfach erreichten kleinere türkische Vorstöße den Kanal, ohne aber Nennenswertes ausrichten zu können. Im I r a ?) hatten die Engländer im April einen türkischen Angriff abgeschlagen. Während des Sommers waren sie über Amara bis Kut el Amara vorgedrungen. Durch diese leichten Erfolge ermutigt, trat der Führer, General Townsend, im November den Vormarsch auf Bagdad an. Die türkische Flotte^) hatte, neben der Sicherung des Nachschubs der 5. Armee im Marmara-Meer gegen die dort eingedrungenen feindlichen Unterseeboote, im Schwarzen Meer die für die Munitionserzeugung und für die Eisenbahnen nötigen Kohlentransporte decken müssen, die auf der Fahrt von dem Kohlenrevier Sunguldak nach Konstantinopel russischen Angriffen ausgesetzt waren. Dabei hatte sich das Kräfteverhältnis im Schwarzen Meer stark zuungunsten der Türken verschoben, seit das erste der drei im Vau befindlichen russischen Großkampfschiffe, die „Imperatriza Maria", im Sommer 1915 in Dienst gestellt worden war, während auf türkischer Seite der schnelle Kreuzer „Breslau" (Midilli) für einige Monate ausfiel, da er auf eine Mine gelaufen und stark beschädigt war. Andererseits hielt sich die russische Flotte, abgesehen von einer wirkungs- losen Beschießung des bulgarischen Hafens Varna, seit dem Eintreffen deutscher Unterseeboote fast ganz zurück. Sobald im Herbst 1915 Anzeichen des Abzuges der Engländer und Franzosen von Gallipoli bemerkbar geworden waren, hatte die türkische Heeresleitung sich neuen Aufgaben zugewendet. Die Unklarheit über die Haltung Griechenlands hatte Enver Pascha bereits Ende Sep- tember veranlaßt, starke Kräfte in Thrazien bereitzustellen^), und sie den Bulgaren als Unterstützung anzubieten. Der Gedanke, zum großen Erfolge mitzuwirken, stand dabei im Vordergrund. Dahinter aber verbarg sich die Hoffnung, bei Neuordnung der Balkan-Grenzen auch den europäischen Be- sitzstand der Türkei wieder zu vergrößern, was allerdings nur auf Kosten Bulgariens möglich war. Dessen Regierung hatte daher große Bedenken gegen das Erscheinen türkischer Truppen in den erst 1913 der Türkei ab- genommenen und von zahlreichen Mohammedanern bewohnten Gebieten. Am 24. November fand in Orfova eine Aussprache zwischen General von Falkenhayn und General Enver Pascha statt15). Der deutsche 5) S. 171. — 2) S. 173. — 3) S. 138, 142, 165 und 168 f. — *) S. 189. - ») S. 189.