Schlacht bei Wilna. Nachdrängen hinter dem weichenden Feind. 513
daraufhin: „Den Feldzug entscheidende Erfolge können erzielt werden. Ich
erwarte die höchste Kraftanspannung. Die Armeen greifen weiter an:
12. Armee in ihrem bisherigen Gefechtsstreifen, 8. Armee mit starkem
linken Flügel Woronow, 10. Armee mit starkem und zur Verfolgung
weit vorwärts gestaffeltem linken Flügel Richtung nördlich Smorgon.
10. Armee legt ihre Kavallerie-Divisionen dem feindlichen Rückzug vor,
eventuell in Linie Wilejka—Minsk und später an der östlichen BeresinaP
Die von Minsk wegführenden Bahnen sind zu zerstören. — Rjemen -
Armee schiebt möglichst bald die gesamte bayerische Kavallerie-Division
in Richtung auf Krzywicze nordöstlich Wilejka vor und läßt ihr In¬
fanterie folgen."
Als sich am Morgen des 18. September herausstellte, daß der Gegner i«. September,
jetzt auch vor der 8. und 12. Armee im Zurückgehen war, wurde bei der
Ober st en Heeresleitung „energisches Nachdrängen auch der
Heeresgruppen Mackensen und Prinz Leopold" angeregt und auch bei
beiden Heeresgruppen und bei Generaloberst von Conrad unmittelbar
erbeten. Die Antwort der Obersten Heeresleitung besagte, daß Anweisungen
„zu schärfstem Nachdrängen" bereits gegeben feien2).
Der rechte Flügel und die Mitte der 10. Armee kamen am 18. Sep¬
tember, dem Gegner folgend, gut vorwärts; die mit starken Stellungen
umgebene, aber nicht mehr verteidigte Stadt Wilna wurde beseht.
Abends standen die deutschen Truppen etwa zehn Kilometer westlich der
Bahn Lida—Wilna, im Amkreis zehn Kilometer südlich und südöstlich von
Wilna und weiter nach Osten bis Vystriza an der Wilia, wo an den
linken Flügel der Gruppe Hutier die Gruppe Eben anschloß. Sie und
das Kavalleriekorps hatten schwer zu kämpfen gehabt. Als rechter Flügel
der Gruppe Eben waren die 58. und links neben ihr die 2. Infanterie-
Division zum Angriff nach Süden angesetzt gewesen, um dem Gegner den
Rückzug zu verlegen. Dazu war es aber nicht gekommen, vielmehr hatte sich
die 58. Infanterie-Division unter Generalleutnant von Gersdorff nur mit
Mühe heftiger feindlicher Angriffe erwehrt, und auch bei der 2. Infanterie-
Division nur der äußerste linke Flügel etwas Raum nach Süden gewonnen.
Hinter diesem Flügel gestaffelt war als vorderste der nachgezogenen Ver¬
stärkungen die 31. Infanterie-Division auf dem östlichen Oszmjanka-Ufer
mit dem Anfang bis in Höhe von Gerwjach gekommen. Die Division
Zenker war nordwestlich von Michalischki noch 20 Kilometer weiter zurück,
die 77. Reserve- und 115. Infanterie-Division in der Gegend nördlich von
Vystriza nochmals 12 Kilometer weiter vom Flügel entfernt.
1) 100 Kilometer östlich von Molodeczno von Norden nach Süden fließend.
2) S. 556.
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