Der Höhepunkt der Schlacht bei Wilna.
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Berlin weiterfuhr, trug Generalfeldmarschall von Hindenburg dem
Kaiser über die Lage vor1) und gab im Anschluß daran seinen Armeen
bekannt, er habe dem Obersten Kriegsherrn die Versicherung gegeben, daß
sie „das Letzte hergeben werden, um den Russen zu schlagen. Ich weiß,
daß ich mich aus meine Armeen verlaßen kann".
Am 17. September sollte der Angriff weiter gehen, aber schon vor- n. September,
her wurde erkannt, daß der Gegner vor der ganzen Front der Gruppe
Litzmann und dem rechten Flügel der Gruppe Hutier nunmehr den Rück¬
zug angetreten hatte, der sich schließlich auch nach Süden bis vor den
linken Flügel der Gruppe Earlowitz ausdehnte. Man erblickt darin mit
Recht die Wirkung des nun schon eine Woche währenden deutschen An¬
griffs. Die Aussicht, den Gegner noch vernichtend zu treffen, hatte sich
damit aber vermindert, besonders, da er weiter südlich noch standhielt.
Hier hatte die verstärkte 6. Landwehr-Vrigade unter Generalmajor
Simon immerhin einen örtlichen Erfolg errungen, indem sie im Angriff
nördlich von Radun 1000 Gefangene und fünf Maschinengewehre erbeutete.
Die 8. und 12. A r nt e e waren seit dem 14. September trotz einiger Erfolge
kaum noch vorwärtsgekommen. Bei der 10. A r m e e erreichten die Gruppen
Litzmann und Hutier in der Verfolgung die allgemeine Linie Lejpuny—
Landwarowo—Wilia nördlich von Wilna. Sie standen damit etwa fünf
Kilometer vor der Stadt. Oberhalb von Wilna hielt der Gegner das Südufer
der Wilia. Rur in der Gegend der Scheimjana-Mündung und aufwärts
bis Vystriza gelang es der scharf zupackenden 75. Reserve-Division unter
Generalleutnant von Seydewitz, sowie der 10. Landwehr- und 42. Infan¬
terie-Division, im Angriff über den Fluß weiteren Raum zu gewinnen.
Auf dem äußersten linken Flügel konnte die 2. Infanterie-Division ihre
Stellung nur wenig verbessern.
So klaffte immer noch eine breite Lücke zum Kavalleriekorps Gar¬
nier, dessen Lage dadurch recht schwierig wurde. Die 4. und 1. Kaval¬
lerie-Division sahen sich von weit überlegenem Gegner angegriffen, der bei
Zuprany ihre Front durchbrach, mit starken Kräften gegen den Nord¬
flügel der 1. Kavallerie-Division einschwenkte und sie zum Ausweichen
nach Osten zwang. Schließlich sah sich General von Garnier genötigt,
angesichts des gleichzeitigen russischen Druckes in der rechten Flanke und des
angriff auf Wilna zur Zeit des Wirksamwerdens der gegnerischen Flanke von Molo-
deczno noch nicht durchgedrungen sein sollte, ist natürlich noch nicht abzuschätzen."
(Akten des Wiener Kriegsarchivs.)
x) Aufzeichnungen hierüber fehlen.