510
Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna.
IS. September, wieder näher herangezogen werden und sollte die Deckung gegen Osten
zwischen der 23ahn Molodeczno—Polozk und der Straße Swenzjany—
Postawy übernehmen.
Die Angriffsbewegungen begannen dem Armeebefehl ent¬
sprechend, führte« aber nicht zu dem erhofften Ergebnis. Vei der Gruppe
Carlo Witz scheiterten alle Versuche, über die Wersoka zu kommen.
Südlich der unteren Wilia hatte der rechte Flügel der Gruppe LiHmann
russische Gegenangriffe abzuwehren; nördlich des Fluffes konnte ihr linker
Flügel und der rechte der Gruppe H u t i e r nur wenig Voden gewinnen.
Der Feind schien artilleristisch stärker zu sein als an den Vortagen^). Der
linke Flügel der Gruppe Hutier lag am Wilia-Abschnitt Niemenczyn—
Scheimjana-Mündung fest. Östlich der Scheimjana erkämpften sich die
10. Landwehr- und 42. Infanterie-Division der Gruppe Eben den Flu߬
übergang, kamen dann aber, ebenso wie die 58. Infanterie-Division, nicht
viel weiter. Nur am äußersten linken Ende vermochte die 2. Infanterie-
Division den Gegner ein größeres Stück zurückzudrängen; sie erreichte mit
ihrem Ostflügel Gerwjaty, den Zwischenraum zum Kavalleriekorps Gar¬
nier damit auf 15 Kilometer verringernd. Vei diesem nahm die
4. Kavallerie-Division Soly und Zuprany, kam darüber aber nicht hinaus.
Im Anschluß daran blieb die 1. Kavallerie-Division, deren Aufklärung von
Oszmjany nach Süden bis Olzany russische Postierungen festgestellt hatte,
in der Linie Zuprany—Voruny, also mit der Front nach Westen stehen.
Das im Armeebefehl gesteckte Ziel war hier nicht erreicht. Die 3. Kavallerie-
Division kam im Vorgehen auf Molodeczno unter Kämpfen abends bis
Wilejka, die 9. zog sich auftragsgemäß wieder mehr nach Süden.
Nachmittags war der Kaiser mit General von Falken ha yn
beim Oberkommando in Ko wno eingetroffen. General Ludendorff
berichtet darüber2): „Nach seinem Eintreffen fragte mich General von Fal¬
kenhayn, ob noch ein großer Schlag zu erwarten sei. Ich verneinte. Die
richtige Zeit für einen großen Schlag war auf jeden Fall versäumt; natürlich
mußte ich einen Erfolg so lange als möglich erstreben. Alles hing davon ab,
ob der Russe aus der Front Verstärkungen in die Gegend nordöstlich von
Wilna fahren konnte"2). Während General von Falkenhayn schon bald nach
9 Soweit aus russischen Quellen zu ersehen, kann es sich nur um vermehrten
Munitionseinsatz gehandelt haben.
9 Mitteilung vom 23. Dezember 1931 an das Reichsarchiv.
3) In ähnlichem Sinne meldete am Abend des 16. September Major von Fleisch-
mann nach Teschen: „Wie weit sich der Erfolg durch Umfassungsstügel ausbeuten
lassen wird, beziehungsweise, ob es nicht sogar notwendig sein wird, den äußersten
Flügel von der Bahn Molodeczno—Wilna wieder zurückzunehmen, wenn der Frontal-