Die Operationsfiihrung der Heeresgruppe Mackensen.
433
1914 gebaute Verbindungsstrecke Wladimir Wolynsk—Sokal Anschluß an
das russische Vahnnetz hatten. Der Chef des deutschen Feldeisenbahnwesens
hielt daher bereits Anfang Juli den Einsatz einer starken Armee ft«
lich des Vug für angängig und geboten1).
Daß es an sich wohl möglich gewesen wäre, die Voraussetzungen für
gleichzeitiges Operieren auf beiden Ufern des Flusses durch Umgruppierung
der Kräfte in großem Stil etwa mittels Austausches der heranzuführenden
ö.-u. 1. Armee gegen die in Bildung begriffene Bug-Armee rechtzeitig vor
Eröffnung der neuen Offensive zu schaffen, soll nicht bestritten werden.
Offenbar ist dieser Gedanke jedoch in jenen Tagen von den verbündeten
Generalstabschefs gar nicht erwogen worden, weil die Schwierigkeiten der
bevorstehenden Aufgabe erst allmählich aus der sich immer mehr versteifen-
dm, schließlich sogar offensiv geführten Gegenwehr der Russen im Raume
zwischen Bug und Weichsel in der ersten Woche des Juli erkennbar wurden.
Als dann am 11. Juli in Pleß zum ersten Male die Frage der Verwendung
stärkerer Kräfte auf dem Ostufer erörtert wurde, war es zu solcher umfang¬
reichen und zeittaubenden Kräftegruppierung vorVe ginn der Offen¬
sive bereits zu spät, da der Zeitpunkt für diesen mit Rücksicht aus die
gleichzeitig geplante Rarew-Operation nicht mehr hinausgeschoben werden
durfte. Infolgedessen fehlten in der Ausgangslage Mitte Juli, wie sie sich
durch die Entwicklung der Dinge in der ersten Monatshälfte gestaltet hatte,
die Voraussetzungen für eine weitzielende Offensive starker Kräfte auf dem
Ostufer des Bug. Der schwache Versuch des Aferwechsels, den die ö.-u.
1. Armee dann gleich in den ersten Tagen der Operation machte, diente
denn auch lediglich dem Schutze der rechten Flanke der Heeresgruppe gegen
etwaige Angriffe der Russen von Osten her. Als diese ausblieben, verzichtete
Generalfeldmarschall von Mackensen auch sogleich auf die Fortführung des
Versuches.
Gewiß blieb auch nach Beginn der Offensive noch die
Verschiebung stärkerer Kräfte der Bug-Armee auf das Ostufer möglich. Sie
hätten dort gemeinsam mit Teilen der ö.-u. 1. Armee einen vermehrten
offensiven Druck ausüben können. Cs war aber nicht anzunehmen, daß sie
dabei gegenüber der russischen 13. Armee leichtere Arbeit finden würden als
westlich des Stromes. Eine Umfassung vollends des äußeren Flügels der
russischen Nordwestfront war schwerlich zu erhoffen. Vielmehr bestand die
Gefahr, daß die östlich des Bug verausgabten Kräfte in kaum übersehbare
Kämpfe verstrickt und leicht in exzenttischer Richtung vom Schauplatz der
Hauptentscheidung abgelenkt werden konnten. Daß diese schon im Hinblick
H S. 386.
t Weltkrieg. VIII. Band.
28