Bildung der Heeresgruppe Prinz Leopold.
345
Stellung zu räumen. Irgendein Nachlassen des Widerstandes vor Gallwitz
nicht zu merken. Sollte Angriff linken Flügels Gallwitz morgen Erfolg
haben und dadurch rechter Flügel 8. Armee vorkommen, so zunächst weiterer
Widerstand vor, dann in der Czerwony Vor-Stellung zu erwarten. Russen
werden wohl auch durch Verkürzung ihrer Front freiwerdende Kräfte gegen
den linken Flügel von Oberbefehlshaber Ost heranführen."
Als sich dann der Abzug des Gegners aus der Vlonie-Stellung noch
im Laufe des Tages bestätigte, hielt der Oberbefehlshaber Ost den Seit»
Punkt für gekommen, die 9. Armee weiter zu schwächen. Cr wollte am
5. August mit einer Division beginnen, die der 10. Armee für den Angriff
auf Kotono zugeführt werden sollte1). In seinem Kriegstagebuchs ist dazu
am 3. August die Erläuterung gegeben: „Schon jetzt scheint es nach dies¬
seitiger Ansicht offensichtlich, daß die augenblickliche Operation Mackensen-
Woyrsch-Gallwitz wohl zu einem Rückzug der Rüsten, nicht aber zur Ent¬
scheidung führt; im Gegenteil, die allein entscheidende Operation über
Kotono gegen die rückwärtigen Verbindungen der Rüsten erscheint nach
dem Rückzug der Rüsten nicht mehr so erfolgversprechend wie vorher, weil
der alsdann auf kürzerer Linie stehende Feind Kräfte freimachen und den
Stoß parieren kann, und zwar wird er hierzu um so mehr imstande sein,
je länger wir mit der Offensive warten2)."
Während die deutsche 9. Armee Warschau einnahm, bereitete der s. August.
Oberbefehlshaber Ost den Abtransport der 84. Infanterie-Divi¬
sion und von fünf schweren Feldhaubitz-Vatterien (von den 23 bis dahin
vor Warschau vereinigten) der 9. Armee zum Einsatz gegen Kotono vor.
Daneben erwog er auch, wie die von seinen Truppen eroberten weiten
russischen Gebiete künftig zu verwalten seien. Da ging ihm am Mittag des
5. August folgender Befehl der O berst e n H eere sle itun g zu: „Seine
Majestät haben befohlen: Die 9. Armee und Armee-Abteilung Woyrsch
werden zu einer Heeresgruppe unter dem Oberbefehl des Prinzen Leopold
von Bayern vereinigt und treten vorübergehend unmittelbar unter die
Oberste Heeresleitung."
Damit war die 9. Armee dem Oberbefehlshaber Ost entzogen. Die
neugebildete selbständige Heeresgruppe Prinz Leopold sollte
0 S. 475 f.
2) Eine Tagebuchaufzeichnung des damaligen Hauptmanns von Waldow vom
4. August lautete: „Hoffentlich bekommen wir nun endlich Kräfte frei, die wir nach
Kowno fahren können. Wenn wir die Festung haben, freuen wir uns viel mehr als
über Warschau, denn das ist viel wichtiger . . . Wir müssen nun mal erst weiter
sehen, ob Gallwih schnell vorwärtskommt und Warschau und Rowogeorgiewsk ge¬
räumt werden. Dann können wir endlich unseren linken Flügel stark machen."