318 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front.
21.1««. Bedauern Abänderung des allgemeinen Operationsplanes im Sinne der
dortigen Anregung, die von Westen kommenden Divisionen gegen die
Njemen-Front einzusetzen, nicht ins Auge fassen."
Inzwischen hatte der Gegner vor der 9. Armee die Grojec-Stellung in
der Nacht geräumt. Bei der Njemen-Armee war jetzt auch der ganze Süd-
flügel im Vorrücken, 3400 Gefangene waren gemeldet. Schauten war wieder
genommen. Am 12“ mittags traf eine weitere Mitteilung des Generals
von Falkenhayn an General Ludendorff in Lötzen ein, in der es hieß: „Auch
für den von Ihnen im gestrigen Ferngespräch mit Tappen erwähnten Fall,
daß Gruppe Gallwitz gut vorwärtskäme, würde nach meiner Ansicht jetzt
leider noch keine Abweichung von den Allerhöchsten Bestimmungen eintreten
dürfen."
Nun wandte sich Generalfeldmarschall von Hindenburg um 12“
mittags selbst an die Oberste Heeresleitung: „Auch bei uns besteht Absicht,
Narew-Linie unter allen Umständen zu durchstoßen. Da jedoch Möglichkeit
vorhanden war, dies Ziel auch ohne Einsatz der neuen Einheiten zu erreichen
und ihre Verwendung weiter östlich dann wirksamer werden mußte, hat
General Ludendorff meine Absicht mitgeteilt, endgültige Bestimmung des
Cinsatzpunktes aufzuschieben, bis Anfänge der Divisionen die Weichsel über¬
schreiten." Als Antwort hierauf legte General vonFalkenhayn seine
Auffassung eingehend dar: Wegen der Lage am Balkan dränge die Zeit.
Cs sei aber nicht anzunehmen, daß die Heeresgruppe Mackensen nach den
Leistungen und Anstrengungen, die sie schon hinter sich habe, „aus sich selbst
schnell vorwärtskommen" werde; auch die Mitwirkung der Armee-Abteilung
Woyrsch und der 9. Armee genüge nicht. „So bleibt nur übrig, alles daran
zu setzen, die Narew-Stoßgruppe so stark wie irgend möglich zu machen,
damit sie schnell die Entscheidung erzwingt, und deshalb ist Zuteilung der
beiden frischen Westdivisionen an sie erfolgt. — Das hindert nicht, daß,
sobald sichere Anzeichen über Zusammenbruch und Nachgeben des Feindes
zwischen Weichsel und Bug erkennbar werden, starke Kräfte von der Narew-
Stoßgruppe an den Njemen geworfen werden, um den von Euerer Exzellenz
angestrebten Zweck zu verfolgen." Voraussetzung sei nur „beschleunigter
Ausbau von Bahnlinien von der ostpreußischen Grenze an und über den
Narew". Sie bildeten auch nach der Auffassung des Oberbefehlshabers
Oft1) die Vorbedingung für ungehinderten Fortschritt der Armee-Gruppe
Gallwitz.
Der Oberbefehlshaber Ost entschloß sich nunmehr, von den
beiden anrollenden Infanterie-Divisionen die 54. dem linken Flügel der
0 Mitteilung des Gen. Ludendorff vom Dezember 1931 an das Reichsarchiv.