13. Juli.
284 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front.
Die Gesamtzahl von etwa 500 Geschützen*) mit rund 400 000 Schuß
entsprach etwa dem Einsätze, der bei Gorlice Erfolg gebracht hatte, erhielt
aber durch Ausstattung der schweren Feldhaubitzbatterien mit 1000 Schuß
gegen nur 600 bei Gorlice noch stärkere Kraft. Diese Artillerie, deren Auf¬
marsch von Oberst von Verendt als „General der Fußartillerie" geleitet
wurde, hatte sich möglichst unauffällig einschießen sollen, um am 13. Juli
nach Tagesanbruch, sobald Beobachtung gesichert war, das Wirkungs¬
schießen zu beginnen. In der Anweisung'), die General von Gallwitz,
der langjährige Inspekteur der deutschen Feldartillerie, seinen Truppen
gegeben hatte, hieß es: „Wohlgezieltes, lebhaftes und sicher beobachtetes
Punktfeuer. Großer Munitionseinsatz in kurzer Zeit, aber kein Trommel¬
feuer, das Beobachtung ausschließt. Die moralische Wirkung erlischt, wenn
wenig getroffen wird. Zeitweise Steigerung des Feuers bis zu starken
Feuerwellen, um Feind in Erwartung des Angriffs zur Besetzung seiner
Gräben zu zwingen. Kurz vor dem Sturm höchste Feuersteigerung; plötz-
liche Vorverlegung auf verabredetes Zeichen, dann vorbrechen. Artillerie
muß der Infanterie bis zum Einbrüche selbst den nötigen Feuerschutz ge¬
währen. Unmittelbar hinter der letzten Granate muß der erste Mann der
Sturmkolonne im feindlichen Schützengraben sein."
Den Angriff der Korps Plüskow und Pannewitz westlich von Prza-
snysz wollte General von Gallwitz persönlich leiten; sein Gefechtsstand war
in Dzierzgowo nördlich von Grudusk eingerichtet. Das Korps Plüskow
hatte die Aufgabe, den aus der russischen Gesamtsront etwas herausspringen¬
den Abschnitt Grudusk (einschließlich)—Pawlowo Koscielne (ausschließlich)
„entscheidend" anzugreifen; das war eine Breite von etwa sieben Kilo¬
metern. Das Korps Pannewitz hatte den „Hauptangriff gegen die Front
Zberoz (ausschließlich)—Höhe 154 östlich Olszewiec (einschließlich)" zu füh-
ren; das war eine Breite von 4,5 Kilometern. Um 8° vormittags sollte die
Infanterie beider Korps zum Sturm antreten und möglichst noch an dem¬
selben Tage die Höhenstellungen beiderseits von Czernice Vorowe erreichen.
Auf dem Ostflügel war Generalleutnant Freiherr von Matter selbständig
und hatte auch die Verfügung über die Division Falk. Cr sollte die zehn
Kilometer breite Linie Osowiec—Stegna angreifen, um die feindliche Front
zwischen Murawka und Orzyc zu durchbrechen; die Linie Vartniki—Dem-
*) Die amtliche russische Darstellung von Korolkow kommt irrigerweise zu einer
sehr viel höheren Zahl, wobei sie die Batterien offenbar zu sechs Geschützen rechnet.
Tatsächlich hatten sie mit ganz wenigen Ausnahmen (26. Inf. Di».) nur vier Geschütze.
a) Rach Meyer: „Durchbruch am Narew", S. 33; — in den Akten war die An¬
weisung nicht zu finden; vielleicht entstammt sie der Denkschrift des Obersten Mar-
quard, die aber ebenfalls nicht mehr aufgefunden werden konnte.