General von Falkenhayn stimmt der Amfassungsoffensive zu.
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eine zur Verfügung des k. u. k. Oberkommandos*) verbleibende, zum Vor¬
gehen östlich des Bug bestimmte Armee zu bilden, da der Schutz der Ost¬
flanke der 11. Armee auf die Dauer nur offensiv möglich ist. Eine nur ver¬
teidigungsweise Flankensicherung an der Bug-, Lipa-, Dniester-Linie ist
bei weiterem Vordringen der 11. und 4. Armee verläßlich nicht durchführ¬
bar und wäre durch bloßes Strecken der nur über sehr geringe Stände ver¬
fügenden 2. Armee nicht zu erzielen, das um so weniger, als hier angenom¬
men wird, daß der Feind Truppen aus anderen Frontteilen über Kowel—
Wladimir Wolynsk und über Dubno—Vrody heranführen wird, um nicht
nur die Lücke zwischen seiner 3. und 8. Armee zu schließen, sondern auch die
8. Armee angriffsfähig zu machen."
Die Aussprache der Generalstabschefs der Verbündeten in Pleß am
Nachmittage des 28. Juni schuf weiterhin Einhelligkeit in der Auffasiung, daß
zur Crringung eines großen operativen Erfolges gegen die russischen Haupt¬
kräfte in Polen die Mitwirkung von Teilen des Ober¬
befehlshabers Ost entscheidend beitragen würde. In der Wahl des
Ausgangspunktes und der Angriffsrichtung einer Offensive aus der deutschen
Ostfront, für die verschiedene Möglichkeiten in Frage kamen, behielt sich
General von Falkenhayn noch freie Hand, da er hierüber zunächst die An¬
ficht des Generalfeldmarschalls von Hindenburg hören wollte. Neben dem
von Generaloberst von Conrad empfohlenen Angriff gegen den unteren
Narew zog er auch einen Vorstoß längs der Pilica bis über die Weichsel
sowie eine gleichzeitige Unternehmung bei oder unterhalb von Osowiec in
Erwägung. In diesem Sinne richtete er noch am 28. Juni eine Anfrage
an den Oberbefehlshaber Ost und erbat besten Stellungnahme^).
JS.Die russische Güdwestfronr im Juni?)
Karten 5 und 6, Skizzen 16 und 17.
Die kurze Kampfpause nach dem Falle von Przemysl hatte General
Iwanow zur Bildung neuer Reserven auszunutzen gesucht, die sich bei
Lubaczow, Lemberg und Rohatyn sammeln sollten. Indessen schon am
12. und 13. Juni setzten neue Angriffe gegen die Front der 3. und 8. Armee
ein. Unter schwersten Verlusten, die beim XX IV. Korps allein am 12. und
13. Juni sich aus etwa 70 vom Hundert der Gefechtsstärken beliefen,
leisteten die Armeen hartnäckigsten Widerstand. Als aber die 3. Armee in
heftigen Kämpfen am 14. Juni in die Linie östlich von Lezajsk—Lubaczow
zurückgeworfen wurde, nahm General Vrussilow in der Nacht zum 16. Juni
1) Ö.°u. Heeresleitung. — 2) S. 266. — 3) Anschluß an S. 192.