Das Ergebnis der Offensive der Südarmee.
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Russen Verstärkungen erhalten hatten, in dem schweren und verlustreichen
Rückschläge nördlich von Stryj und bei Zurawno. Wenn dieser auch durch
die tatkräftigen Gegenmaßnahmen des Armeeführers und durch die Tapfer¬
keit der Truppe wieder ausgeglichen werden konnte, so hatte er doch den
völligen Stillstand der Offensive der Armee auf der ganzen Front für län¬
gere Zeit zur Folge. Daß die Rüsten schließlich das südliche Dniester-
Ufer preisgaben, geschah unter dem Eindruck der Mißerfolge ihrer Nachbar-
armeen im Raume westlich von Lemberg. Eine entscheidende Einwirkung
auf den Verlauf der Offensive des Generalobersten von Mackensen, wie sie
General von Linsingen am 8. Juni, freilich nur vorübergehend, ins Auge
gefaßt hatte, blieb den beiden Armeen des rechten Heeresflügels der Ver¬
bündeten bis zum Fall von Lemberg versagt. Mittelbar trugen sie aber zu
deren Gelingen durch Fesselung starker Kräfte des Feindes an ihrer
Front bei.
42. Die verbündeten Heeresleitungen während der Operation
auf Lemberg.
Karten 5 und 6, Skizze 16.
General von Falkenhayn hatte sich bald nach Erlaß der ent¬
scheidenden Weisungen vom 4. Juni für die Fortführung der Offensive in
Galiziens zu einem kurzen Besuch an die deutsche Westfront begeben^). Die
dort empfangenen Eindrücke scheinen ihn in der Auffassung bestärkt zu
haben, daß die seit Mitte April eingetretene weitgehende Entblößung der
Weststont von Heeresreserven nur noch auf beschränkte Zeit tragbar sei.
Eine Rückführung von Kräften vom östlichen Kriegsschauplatz konnte daher
unter Umständen früher notwendig werden, als er bisher angenommen
hatte. Bald nach seiner Rückkehr nach Pleß erinnerte er General von Con¬
rad in einem Schreiben vom 12. Juni an „die sofortige Durchführung der
Verstärkungsarbeiten an der Dniester-, Wisznia- und San-Linie mit allen
erdenklichen Mitteln". Als Grund hierfür gab er die Befürchtung an, „daß
der Ausbau möglicherweise noch nicht weit genug vorgeschritten sein möchte,
wenn wir durch die Lage gezwungen würden, erhebliche Kräfte aus Galizien
zu ziehen. Eine solche Situation könne überraschend eintreten, obschon er
gegenwärtig keine Anhaltspunkte dafür habe".
General von Conrad stellte in seiner Erwiderung zunächst fest,
daß alle Anordnungen für die stärkste Einrichtung der San-Linie, soweit
diese schon in eigenem Besitze sei, und der unteren Wisznia-Linie getroffen
J) S. 203. — 2) S. 77.
Welllrieg, VIII. Band.
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