48 Die Westfront von Mitte April bis Ansang August 1915.
Wieltje in Besitz nehmen, das XXVII. Reservekorps die ihm westwärts
vorgelagerte Höhenstellung angreifen, das XV. Armeekorps den Gegner
zwischen den Teichen von Vellewaarde und Zillebeke in nordwestlicher Rich¬
tung zurückwerfen. Der Beginn des Artilleriewirkungsschießens wurde auf
den 8. Mai um 8° vormittags festgesetzt.
8. und s. Mai. Die Hauptlast der weiteren Angriffe trug das XXVII. Reservekorps.
Seine am 8. Mai nach etwa dreistündiger Artillerievorbereitung um 10b¬
vormittags bei günstiger Witterung gleichzeitig zum Angriff gegen die bri¬
tische 27. und 28. Infanterie°Division schreitenden Regimenter fanden die
vordersten Gräben vom Gegner geräumt. Bei weiterem Vorgehen in dem
offenen Gelände kam der Vorstoß jedoch in kräftigem feindlichen Abwehrfeuer
bald zum Stehen. Immerhin war bei anbrechender Dunkelheit die beherr¬
schende Höhenlinie westlich von Frezenberg—Eksternest in deutscher Hand.
Am nächsten Tage gegen 240 nachmittags ging vom Armee-Oberkom-
mando 4 beim Generalkommando des XXVII. Reservekorps die Mit¬
teilung ein: „Seine Königliche Hoheit geben zur Kenntnis, daß auf Grund
eines aufgefangenen englischen Rückzugsbefehls4) alle Anzeichen dafür
sprechen, daß die Engländer einen ernstlichen Widerstand auf dem östlichen
Mer-Afer aufgegeben haben. Zur Zeit wird die 6. Armee von starken
englischen Kräften angegriffen3). Cs ist mit Sicherheit anzunehmen, daß
die Engländer alle verfügbaren Kräfte vor der 6. Armee zusammenziehen."
General von Schubert befahl daraufhin eine neue Feuervorbereitung von
330 bis 5° nachmittags, die der Angriffstruppe den Gewinn kleiner Ge¬
ländevorteile bis in Linie Verlorenhoek—Teich von Vellewaarde erleich¬
terte. Das Ziel „Zurückdrängen des Feindes in seine letzte Stellung bei
Potijze" wurde aber trotz aufopfernder Tapferkeit der angreifenden Re¬
gimenter nicht erreicht.
Am 9. Mai griffen außer den Truppen des XXVI. Reservekorps und
des rechten Flügels des XV. Armeekorps, die nur unwesentliche Fortschritte
erzielen konnten, an der Küste auch Teile des XXII. Reservekorps in den
Kampf ein. Der Angriff scheiterte jedoch auch dort infolge der starken Be¬
setzung der feindlichen Gräben.
Mit dem 9. Mai fanden die Kampfhandlungen bei Vpern
im großen ganzen ihren Abschluß. Der Gesamtangriff hatte die
i) Soweit festgestellt, ist ein Rückzugsbefehl nicht ertasten worden. Wohl aber
waren für den Fall eines Rückzuges und einer Räumung der östlich von 7)pern gehal¬
tenen Stellungen Anordnungen seitens des örtlichen Befehlshabers, Generals Plumer,
am 29. April und 1. Mai getroffen worden. Vgl. brit. amtl. Werk III, S. 406
bis 410. — -) S. 58 s.