Der Übertritt Bulgariens zum Bunde der Mittelmächte. an bahnung eines Friedens mit Rußland zukam. Das hatte auch General von Falkenhayn in vollem Maße erkannt. Beide waren daher bereits während der vergangenen Wochen bemüht gewesen, kein Mittel unversucht zu lassen, um die ins Stocken geratenen Verhandlungen über den Anschluß Bulgariens an die Mittelmächte zu fördern. In der zweiten Hälfte des Monats Juli schienen ihre Bestrebungen — unterstützt durch die weithin sichtbaren Erfolge der verbündeten Waffen — endlich von Erfolg gekrönt zu werden. König Ferdinand von Bulgarien und Ministerpräsident Rado- slawow erklärten sich bereit, einen bevollmächtigten Offizier in das deutsche Große Hauptquartier zu entsenden, um die Vorbereitungen für die Mit¬ wirkung Bulgariens bei einem Feldzuge gegen Serbien zu vereinbares). General von Falkenhayn erhielt diese Nachricht am 24. Juli, also zu einer Zeit, in der er noch auf einen großen Erfolg von operativer Tragweite gegen Rußland hoffte. Infolgedessen glaubte er, wenn auch nur vorübergehend, daß nunmehr der serbische Feldzug überhaupt nicht mehr erforderlich sei2), und daß mit der Niederwerfung Rußlands zugleich auch das Balkan-Problem seine erfolgreiche Lösung finden werde. Das bul¬ garische Anerbieten zur Teilnahme am Waffengange gegen Serbien erschien ihm daher, obgleich er es bisher lebhaft erstrebt hatte, im Augenblick nicht sonderlich dringlich2). Ms aber wenige Tage später — Anfang August — die von den Kampffronten einlaufenden Meldungen über planmäßiges Ausweichen der Russen auf der Gesamtfront in Polen in ihm Zweifel erweckten, ob der erstrebte Erfolg von großer operativer Auswirkung noch erreichbar sein werde, begrüßte er die Aussicht, mit Bulgarien bald zum Abschluß zu gelangen. Generaloberst von Conrad stand von vorn¬ herein diesem Plane, dessen Entstehen vornehmlich deutschen Bemühungen zu danken war4), mit Zurückhaltung gegenüber. Nicht ganz mit Anrecht befürchtete er davon eine Schädigung des Ansehens der Donau-Monarchie auf dem Balkan. Er hätte es vielmehr vorgezogen, alle Kräfte bis zur völligen Niederwerfung Rußlands im Osten einzusetzen, um dadurch Ser¬ bien zu Osterreich-Angarn herüberzuziehen und gleichzeitig freie Hand zur Offensive gegen Italien zu bekommen. Andererseits verschloß auch er sich keineswegs der Erkenntnis, daß die Kriegslage an der russischen Front zu diesem Zeitpunkte wenig Hoffnung auf Verwirklichung seiner weit- J) (Eine eingehende Schilderung der Verhandlungen, die zum Abschluß der Militär-Konvention mit Bulgarien führten, wird im Band IX gegeben werden, r) S. 602. S) Nach einem Telegramm des Gesandten von Treutler vom 27. Juli an das Auswärtige Amt. Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes. *) S. 602 ff. 39*