Zustand der verfolgenden Truppen. 557 der Offensivoperationen erforderte, erhellt am besten aus einem Bericht, den der Kommandeur der 119. Infanterie-Division, Generalmajor von Vehr, am 21. September unaufgefordert eingereicht hatte. In ihm hieß es: „Die 119. Infanterie-Division ist seit dem 2. Mai in dauernder Vorwärtsbewegung geblieben. Daraus haben sich Zustände er- geben, die dringend der Abhilfe bedürfen, wenn die Division nicht eines Tages ihre Gefechtskraft vollkommen einbüßen soll. Bei der Infanterie steigt die Abgangsziffer wegen Krankheit durch Überanstrengung täglich. Damit kann der Zugang durch eintreffende Crsatzmannschasten nicht gleichen Schritt halten. Bei dem rastlosen Vor- marsch ist es unmöglich, daß der Mannschaftsersatz die Division erreicht. Transportzeiten von sechs Wochen seit der Inmarschsetzung sind jetzt die Regel. Statt frischer, kampfkräftiger Mannschaften kommen erschöpfte, fuß- kranke Leute cm, von denen ein hoher Prozentsatz bereits unterwegs er- krankt liegengeblieben ist. Es bedarf weiter wohl keines besonderen Hin¬ weises darauf, daß die wochenlangen Märsche der Crsatztransporte mit höchstens zwei Offizieren ohne richtig eingeteilte Verbände, ohne Korporal¬ schaftsführer usw. der Aufrechterhaltung der Disziplin nicht förderlich sind. Sämtliche Truppen bedürfen dringend des Ersatzes an Beklei¬ dung und Ausrüstung. Besonders mangelt es der Infanterie an Stiefeln; wenn sich die Leute nicht dadurch hülfen, daß sie gefangenen oder gefallenen Russen die Stiefel wegnehmen, würden viele barfuß gehen müssen. Berittene Truppenteile leiden unter dauernden Pferde¬ verlusten. Die Artillerie und die Kolonnen, die bei den schlechten Wegen schon lange nur im Schritt vorwärtskommen, verlieren täglich mehrere Pferde, die erschöpft umfallen und erschossen werden müssen. Mit den gesteigerten Leistungen der Pferde hält ihre Ernährung nicht annähernd gleichen Schritt. Hafer wird durch die Verpflegungskolonnen nur unregel¬ mäßig und in unzureichender Menge herangeführt, im Land ist strichweise nichts vorhanden und systematisches Ausnutzen und Zubereiten bekannter Crsahfuttermittel — gedämpfte Kartoffeln, Rüben, andere Getreidesorten — bei den täglichen großen Märschen nur selten möglich. Der größte Teil der Pferde steht ständig im Freien, oft in kaltem Regen ohne Stroh. Man kann, abgesehen von Verlusten im Gefecht, den täglichen Abgang an Pfer¬ den auf mindestens 25 angeben. Wie dieser Verlust ausgeglichen werden soll, ist zur Zeit ein unlösbares Rätsel. Das Pferdedepot ist erschöpft, im Lande sind nur hin und wieder kleine, wenig zugkräftige, zum Reiten aber gänzlich ungeeignete Pferde aufzutreiben. Ersatz aus der Heimat trifft erst Wochen zu spät ein und ist bereits ebenfalls durch das Nachmarschieren