546 Die Ereignisse bis zum Jahresschluß beim Oberbefehlshaber Ost. bevor das Ziel erreicht sei, werde ungünstig auf die Truppe wirken. Sie wollten versuchen, ihn weiterzuführen. Als dieser Versuch aber am 30. Oktober wegen der Munitionslage verschoben werden mußte, waren auch sie für Einstellung des Angriffs. Der Vesehl dazu wurde am 1. November vom Oberbefehlshaber Ost gegeben. iS.Oktober. General Otto von Velow war aber auch bestrebt gewesen, gleichzeitig mit dem Angriff gegen Dünaburg die Stellungen bei Mitau weiter gegen die Düna vorzuverlegen und die Gesamtlinie damit abzukürzen. Dieses Ziel war am 15. Oktober durch einen von Generalleutnant Hans von Velow geleiteten!, in großer Breite angesetzten Überraschungsangriff der 6. Reserve- Division, 6. Landwehr- und 174. Infanterie-Brigade") erreicht worden, der 1000 Gefangene gebracht hatte. Die deutsche Stellung verlief seitdem bis Kirchholm längs der Düna und dann am Südrande des Riga vorgelagerten Tirul-Sumpses nach Westen zur Küste bei Schlot So hielt der Gegner auch hier, ebenso wie bei Dünaburg und Iakobstadt, noch einen aus¬ gedehnten Brückenkopf auf dem linken Äser der Düna. Alles in allem hatten die Oktoberkämpfe der Njemen-Armee abermals 12 000 Gefangene und 37 Maschinengewehre als Beute eingebracht. Dem standen aber doch auch rund 15 000 Mann eigener Verluste gegenüber. Dauernd unsicher blieb die Lage an der Seeflanke'), die jetzt von der Reichsgrenze an auf 360 Kilometer gedehnt war. Englische Unterseeboote, die in die Ostsee eingedrungen waren, und russische Minen behinderten nicht nur den Handelsverkehr nach Skandinavien, den einzigen, der Deutsch¬ land noch offen stand, sondern verursachten auch den deutschen Ostsee- streitkräften Verluste, die von Juli bis zum Jahresschluß einen Panzerkreuzer, zwei kleine Kreuzer und etwa zwölf sonstige Fahrzeuge um¬ faßten, während entsprechende Abgänge der sich mehr zurückhaltenden russi¬ schen Flotte nicht gegenüberstanden. Diese hatte vielmehr durch vier Linien¬ schiffsneubauten einen bedeutenden Zuwachs erhalten. Wenn sie ihre große Überlegenheit in keiner Weise ausnutzte, sondern sich wie bisher daraus beschränkte, im Finnischen Meerbusen den Weg nach Petersburg zu decken, so drückte doch allein das Vorhandensein dieser feindlichen Kraft zusammen mit den englischen Unterseebooten und immer wieder neu ent¬ stehenden Minensperren auf die Gesamtlage in der Ostsee. Der Seeweg nach Libau war dauernd gefährdet, sein Hasen gegen weittragendes Feuer von Schiffsgeschützen wehrlos. Der R i g a er M e e r b u s en war nach wie vor durch Minensperren gegen deutsche Schiffe gesichertes Herrschafts¬ gebiet der russischen Flotte, deren Streitkräfte die deutsche Küstenbewachung 1) Bisher Vrig. Homeyer. 2) S. 468. Näheres stehe „Krieg zur See", Ostsee II, S. 268 ff.