Die Kämpfe der Rjemen-Armee. 539 Zahl und Güte sehr zu wünschen übrig; man scheine seinem Frontabschnitte „nur eine drittklassige Bedeutung" beizumessen. Die amtliche russische Dar¬ stellung^) hält diese Klagen des Oberbefehlshabers der Nordfront für über¬ trieben und weist darauf hin, daß sein Generalstabschef, Generalmajor Vontsch-Vrujewitsch, am 27. September meldete, die gegenüberstehenden deutschen Truppen erhielten als Ersatz größtenteils ungediente 45jährige Landsturmleute und nur wenige junge Soldaten; ihre Gesamtstärke habe sich nicht geändert. Die Darstellung kommt daher zu dem Ergebnis, daß die russischen Truppen dieser Front unzureichende Widerstandskraft gezeigt hätten, denn die Deutschen seien an Zahl schwach gewesen, und auch ihre Artillerie habe keine entscheidende Rolle gespielt, da ihr große Kaliber fehlten. Auf weitem Raum und mit geringen Kräften, auf 250 Kilometer Front nur acht Divisionen Infanterie, hatten deutsche Führung und deutsche Truppen auch hier ihr Bestes hergegeben und dadurch der Amfassungs- operation der 10. Armee in vorbildlicher Weise den Rücken gedeckt. Das legt aber auch den Gedanken nahe, ob es nicht möglich gewesen wäre, statt dessen Teile der Njemen-Armee zum Umfassung sang riss heranzuziehen, der an sich schon überaus schwachen Front gegen die Düna also noch Kräfte wegzunehmen. Angesichts zweier an der Düna gegenüberstehender russi¬ scher Armeen und der durch günstige Bahnverbindungen gebotenen Mög¬ lichkeit ihrer raschen erheblichen Verstärkung hätte solcher Versuch aber doch ein Wagnis bedeutet2), das durch die Gesamtlage kaum noch gerecht¬ fertigt war. 0 Njesnamow, S. 114 und 123 f. -) S. 506, 510 Anm. 3, und 543 Anm. 1.