536 Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna. 13. dis 21. September. auch weiterhin auf den Flügeln, zumal da Generalleutnant von Morgen der Auffassung war, daß die Kräfte seines I. Reservekorps nach mehrfachen Abgaben zum Angriff auf die starke feindliche Front nicht mehr aus¬ reichten. Während rechts die Gruppe Lauenstein unter täglichen Kämpfen, vor allem der Division Beckmann, weiter gegen Dünaburg vordrang und am 11. September bis in Höhe des Alowscha-Sees kam, sollte links der rechte Flügel der Gruppe Schmettow an diesem Tage über den Niemenek in die Nordflanke des vor dem I. Reservekorps haltenden Gegners vorbrechen. Bei diesem Entschlüsse blieb es auch, als am gleichen Tage ein starker russischer Angriff aus Fakobstadt die Nordflanke der Umfassung traf. „Die Fortführung der Offensive des rechten Flügels auf Dünaburg war unter diesen Umständen wagemutig", heißt es im Kriegstagebuchs des Ober¬ befehlshabers Ost. Der Erfolg blieb aber nicht aus; in der Nacht zum 12. September wich der Gegner zurück. Die am 13. September auf der ganzen Armeefront mit Nachdruck aufgenommene Verfolgung führte den rechten Flügel der Njemen-Armee gegen die Stellungen vor der kleinen F e st u n g D ü n a b u r g, die sich als erweiterter Brückenkopf — von Fliegern bereits eingehend erkundet — von Nowo Alexandrowsk bis Illuxt reichlich 15 Kilometer vor der Düna hinzogen. Der Gedanke, zugleich mit dem zurückgehenden Gegner in sie einzudringen, erwies sich als nicht ausführbar; die Russen brachten das deutsche Vorgehen bereits an den befestigten Seenengen westlich von Nowo Alexandrowsk zum Stehen. Weiter nördlich erreichte deutsche Kavallerie den Westrand der Düna-Niederung. Auch hier hielt der Gegner vor Fakobstadt einen größeren Brückenkopf, der in schwer zugänglichem Niede¬ rungsgelände rund sieben Kilometer Tiefe hatte. Die Hauptanstrengungen galten weiterhin vor allem der Einnahme von Dünaburg. Auch der O b e r b e f e h l s h a b e r O st legte entscheidenden Wert auf die Vertreibung der Russen aus diesem Brückenköpfe, der durch seine Bahnverbindungen eine dauernde Bedrohung des deutschen Nord¬ flügels darstellte. Darüber hinaus beschäftigte ihn der Gedanke, allmählich das ganze linke Düna-Ufer, nach Dünaburg zunächst den Brückenkopf von Fakobstadt, vor allem aber auch die für die russische Heeresversorgung so überaus wichtige große Handels- und Industriestadt Riga, in die Hand zu bekommen. Mangel an Kräften1) zwang ihn dann jedoch, das letztere Ziel endgültig fallenzulassen. i) S. 519 f.