Schlacht bei Wilna. Russische Maßnahmen. Betrachtungen. 527 weitere Armee nötig gewesen, die zunächst hinter dem Umfassungsflügel gestaffelt, mit Beginn des Angriffs nordwestlich von Wilna den Vormarsch über Swenzjany auf Wilejka antrat. Da sie fehlte, hatte es Bedenken, beide Ziele zugleich zu verfolgen. Wollte man mit den nun einmal nur verfügbaren geringen Kräften operativ in die Tiefe der russischen Flanke vorstoßen, den Gegner durch weitausholendes Herumgreifen einkeffeln und dann zerdrücken, so mußte man auch das Wagnis in Kauf nehmen, die An¬ griffsfront westlich und nordwestlich von Wilna frühzeitig noch mehr zu schwächen und den Stoß in die Tiefe mit einer Gruppe von mindestens sechs, möglichst aber noch mehr Infanterie-Divisionen durchzuführen. Ob jedoch der Gegner, der die kürzeren Wege und gute Bahnverbindungen hatte, dann nicht mit Truppen, die auch er aus der Front westlich von Wilna herauszog, zur Abwehr des Umgehungsflügels immer noch zurecht kam, hing vor allem vom Grade der Überraschung ab, die erreicht wurde. Auch war es fraglich, inwieweit ein schlagkräftiger, also zahlenmäßig starker Umgehungsflügel mit zunehmender Entfernung von der Bahn für länger dauernden Kamps ausreichend versorgt werden konnte. So lag es nahe, sich zunächst auf den taktischen Sieg nördlich von Wilna zu be¬ schränken. Dazu kam in Frage, die auch in diesem Falle stark zu be- meffenden Umfassungskräfte alsbald gegen Flanke und Rücken des Feindes einzudrehen. Wie weit solcher Sieg dann operativ auszunutzen war, mußte sich zeigen. Tatsächlich wurden durch den am 9. September begonnenen Angriff auf der reichlich 25 Kilometer messenden Front zwischen Wilia und Schir- winta-See 6% deutsche Divisionen gegen 4% russische festgelegt, während drei deutsche Divisionen einen weiten Umgehungsmarsch antraten. Erst nach und nach folgten ihnen andere Kräfte. Am 14. September standen auf der inzwischen schon südlich des Schirwinta-Sees weit nach Osten ver¬ laufenden Front von der Wilia bis zum See 5% deutsche Divisionen gegen fünf russische, vom See bis zur Scheimjana drei deutsche gegen 2 russische Divisionen und ähnlich auch östlich der Scheimjana zwei gegen zwei Divi¬ sionen. Nirgends war eine deutsche Überlegenheit, die die Entscheidung bringen konnte; immer noch befanden sich zwischen Wilia und Schirwinta- See, wo am wenigsten zu erreichen war, zahlreichere deutsche Kräfte als an der mehr als doppelt so langen Front östlich des Sees. Zu der Frage, warum von den ursprünglich am deutschen Nordflügel zur Umfassung ver¬ sammelten sieben Divisionen mehr als die Hälfte zum Frontalangriff herangezogen wurden und warum, nachdem das einmal geschehen, die Gruppe Eben nicht alsbald scharf nach Südwesten eingedreht wurde, um in der Schlacht mitzuwirken, schrieb der damalige Erste Generalstabs- 9. September.