Schlacht bei Wilna. Deutscher Ostflügel in der Abwehr. 521 Immer mehr zeigte sich, daß die Kräfte der 10. Armee für einen wir¬ kungsvollen Schlag auf dem entscheidenden Ostflügel nicht ausreichten. Die Entfernung von den Eisenbahnendpunkten^) schloß schnelle Verstärkung dieses Flügels aus. Der Oberbefehlshaber Ost glaubte aber, daß die Offensive durch den von Westen angesetzten Frontalangriff nach Eintreffen der beiden Verstärkungsdivisionen doch noch wieder in Fluß zu bringen sei, und hatte die Hoffnung, bis Minsk vorwärtszukommen, noch nicht ganz auf¬ gegeben. Der 8. Armee, die über Lida bereits hinaus war, hatte er schon am Morgen des Tages befohlen, nach Nordosten mit aller Kraft aus Vogdanow durchzustoßen, während die 10. Armee den „Angriff fortsetzen" und die mit den Hauptkräften vor Dünaburg liegende Rie¬ men-Armee-) „baldmöglichst eine marschkräftige Division" hinter ihrem rechten Flügel bereitstellen sollte. Als dann der Angriff im Laufe des Tages nur wenig vorwärtskam, wies er die 8. Armee nochmals darauf hin, daß nunmehr, nachdem der Russe seine ganze 2. Armee der Umfassung des linken Flügels der deutschen 10. Armee entgegengeworfen habe und sehr scharf angreife, der „Druck durch die 8. Armee in Richtung Vogdanow zum Erfolge führen" müsse. Vei der 10. Armee kam für die Fortsetzung des Angriffs am rz. September. 23. September nur der rechte Flügel in Frage, bei dem die Gruppe C a r - Iowitz durch die 4. Garde- und die 37. Infanterie-Division verstärkt werden konnte, während auch General L i tz m a n n eine Stoßgruppe von reichlich zwei Divisionen auf seinem rechten Flügel zusammenzog. Auf dem Ostflügel der Armee fühlte sich General von H u t i e r zu eigenem An¬ griff nicht mehr stark genug; er wollte den Angriff der Russen hinter der Wilia abwarten und sie dann im Gegenstoß zurückwerfen; damit war Generaloberst von Eichhorn einverstanden. Am Morgen des 23. September war der Feind vor der 12. und 8. Armee wieder im Weichen. Aber auch bei der 10. Armee hatte er seine gesamte Front westlich der Oszmjanka geräumt; die Verfolgung er¬ reichte die Linie Olzany—Zuprany—Gegend westlich von Soly. Am so heftiger griff der Gegner die Wilia-Front an. Von Osten in der Flanke gefaßt, sah sich die 115. Infanterie-Division gezwungen, Wilejka nachmittags unter Verlust von elf Geschützen aufzugeben; die seit dem Vormittag östlich des Ortes erwartete 75. Reserve-Division kam zu spät, um das Mißgeschick zu verhüten. Das Kavalleriekorps mußte Teile zur Sicherung gegen einen von Osten erwarteten Angriff aus der Front ziehen i) Näheres S. 530. — 2) S. 536 f.