494 Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna. 30. August. Damit schien Klarheit und, wie der Oberbefehlshaber O st annehmen mußte, für die nächsten Ziele auch Übereinstimmung mit der Ober st en Heeresleitung erreicht. In Wirklichkeit war das aber doch nicht der Fall. General von Falkenhayn dachte vielmehr, wie er dem Oberbefehlshaber Ost aber erst nach Abschluß der Operationen in einem Schreiben vom 8. Oktober andeutete und nach dem Kriege in seinem Werke1) ausführte, nicht an Umfassung nördlich um Wilna herum, sondern an einen Durchbruchsangriff, etwa über Orany auf Lida, gegen die an¬ scheinend schwache russische Mitte. Davon habe er sich im Zusammen¬ wirken mit der Heeresgruppe Prinz Leopold „das Zusammenpreffen des ganzen linken feindlichen Flügels auf die Sumpfinseln von Slonim" ver¬ sprochen. Er habe aber nicht eingegriffen, schrieb er dem Oberbefehlshaber Ost, da er „die Überzeugung jedes anderen respektiere, solange sie sich in dem gegebenen Rahmen hält, also das Ganze nicht zu schädigen droht, und weil sich mit mathematischer Gewißheit der Ausgang keiner Operation, die so energisch geführt wird, wie es dort stets geschieht, vorher übersehen läßt".. 2. Die Schlacht bei tVilna2). a) Umgruppierung und Kämpfe bis zum 8. September. Karten 6 und 7, Skizze 28. Die Stärke des russischen Widerstandes im Gebiete von Troki Rowe und die Aussicht auf wesentliche Verstärkungen, insgesamt ein General¬ kommando, vier Infanterie-Divisionen und eine Kavallerie-Division^), hatte das Oberkommando der 10. Armee veranlaßt, auf den unter anderen Ver¬ hältnißen abgelehnten Plan des Generals LiHmann1) zurückzukommen, der den Angriff nördlich der Wilia befürwortet hatte. Am 30. August befahl Generaloberst von Eichhorn die Bildung einer starken und stoßkräftigen Umfassungsgruppe, um sich „den über die Linie Grodno—Wolkowysk nach Nordosten zurückweichenden feindlichen Kräften unbedingt vorzulegen". Während der Rest der Armee den Gegner südlich der Wilia band, sollte die Umfassungsgruppe nördlich an Wilna vorbei über die Wilna—Düna¬ burger Bahn vorstoßen. Dazu sollte neben anderen Verschiebungen das XXI. Armeekorps als aktiver Truppenverband aus der Gegend westlich von Orany auf den Stoßflügel nördlich der Wilia rücken, wie das dessen Kom¬ mandierender General selbst vorgeschlagen hatte. Bis diese Bewegungen 2) von Falkenhayn, S. 115. 2) Die gleichzeitigen Kämpfe der Njemen-Armee werden auf S. 533 ff. im Zu¬ sammenhang geschildert. 3) S. 491. — *) S. 486.