Vormarsch der 10. Armee auf Wilna. 485 Als bann am 18. August Kowno genommen war und Nowogeorgiewsk n. August, unmittelbar vor dem Fall staub1), wurde die Frage des weiteren Angriffs der 10.Armee brennend. Der Oberbefehlshaber Ost meldete an diesem Tage an die Oberste Heeresleitung, er beabsichtige, ihr Einverständnis vorausgesetzt, die Einschließungstruppen von Nowo¬ georgiewsk der 10. Armee zuzuführen, „um ihr die Offensive über den Njemen abwärts von Grodno zu ermöglichen". Die halbe 85. Landwehr- Division würde der 12. Armee zugeführt werden2). Sollte die Oberste Heeresleitung in der Lage sein, außerdem noch weitere Kräfte zu einer Offensive von Kowno in Richtung auf Wilna zu überweisen, so würde er sich „davon einen weitgehenden Erfolg versprechen". Die noch am gleichen Tage eingehende Antwort des Generals von Falkenhayn lautete: „Gegen Heranziehung der Einschließungstruppen von Nowo¬ georgiewsk nach Fall der Festung zur 10. Armee bestehen keinerlei Bedenken. Ebenso entspricht geplante Offensive über Njemen unterhalb Grodno und von Kowno auf Wilna durchaus den Absichten der Obersten Heeresleitung. Ob eine Verstärkung der Kowno-Gruppe aus meinen Mit¬ teln möglich ist, kann erst in den nächsten Tagen entschieden werden. Fm übrigen wird daran festzuhalten sein, daß eine Fortführung des Ost¬ feldzuges in den Winter und in das Innere Rußlands für uns leider nicht in Frage kommen kann. Die Operationen der Stoßgruppen in Polen werden nicht wesentlich über die allgemeine Linie Brest Litowsk—Grodno vorgetragen werden können. Diese Gruppen müssen voraussichtlich sehr bald erhebliche Kräfte für andere Kriegsschauplätze abgeben." Obschon hier¬ nach der von der Obersten Heeresleitung in Aussicht gestellte Krastzuschuß nur gering war, und es auch fraglich erscheinen mußte, ob für später auf Verstärkungen in irgendwie größerem Umfang zu rechnen sei, bedeutete es doch für den Oberbefehlshaber Ost nach dem vorangegangenen Mei¬ nungsstreit eine, wenn auch späte Genugtuung, daß sich der Chef des Generalstabes des Feldheeres jetzt endlich mit der Durchführung der lange geplanten und in der Zwischenzeit so gut wie möglich vorbereiteten Angriffs¬ operation des linken Heeresflügels einverstanden erklärt hatte. Am 19. August gab der Oberbefehlshaber Ost folgenden is.August. Angriffsbefehl: „12. und 8. Armee sehen Angriff fort8) ... 10. Armee greift mit linkem Flügel Richtung Wilna umfassend an und wirft den Russen über den Njemen Druskieniki-abwärts zurück. Rechter Flügel hält vorläufig Augustow fest und drückt später längs der Chaussee 0 S. 378 f. und 480. 2) Die andere Hälfte der Division befand sich bereits dort. 3) Folgen Vormarschrichtungen (S. 363). 31*