10. Armee. Der Angriff gegen Kowno. 477 Beckmann und die soeben erst abgegebene 4. Kavallerie-Division unterstellt werden. Die 10. Armee selbst hatte vielmehr zur Lösung der neuen Auf¬ gabe auch noch die 1. Kavallerie-Division auf das nördliche Flußufer zu ver¬ schieben, gleichzeitig als Vorbereitung weiterer Operationen, für die eine bedeutende Kavallerie-Masse zum Vorgehen auf Wilna bereitgestellt werden sollte. Auch mußte auf Einspruch der Obersten Heeresleitung^) an Stelle der vom Oberbefehlshaber Ost beabsichtigten Zuführung von Truppen der 9. Armee eine Division aus dem Westen abgewartet werden, die erst vom 12. August an eintreffen konnte. Von der angeforderten schweren Feld¬ haubitzmunition hatte die Oberste Heeresleitung nur 24 000 statt 36 000 Schuß bewilligt, das heißt, nur den Bedarf für etwa vier Schießtage^). Am 8. August war der in dem wegelosen Gelände recht schwierige Aufmarsch der schwersten und schweren Artillerie größtenteils durchgeführt. Nach anderthalbstündigem Einschießen begann gegen Mittag das Wir¬ kungsschießen aus rund 120 Rohren. Die Russen antworteten kräftiger, als man erwartet hatte. Unter dem Schutze des gegen die feind¬ lichen Artilleriestellungen und Werke gerichteten Zerstörungsfeuers arbeitete sich die 79. Reserve-Division des Generalmajors Voöß zwischen Eisenbahn und Rjemen allmählich weiter vor, erstürmte am Abend des 9. und in der Nacht zum 10. August die Stellungen von Godlewo und die nördlich anschließenden Stützpunkte und hielt sie gegen alsbald einsehende heftige russische Gegenstöße. Südlich der Bahn deckte die 9. Landwehr-Brigade gegen den Iesia-Abschnitt. Die Kämpfe der drei Tage hatten insgesamt über 2000 Gefangene, 16 Maschinengewehre und vier Geschütze eingebracht. Generaloberst von Eichhorn hatte bereits damit gerechnet, daß die Feuereröffnung gegen Kowno auch den Gegner südlich der Festung in Be¬ wegung bringen werbe3). Dieser brach dann auch am 11. August etwa 40 Kilometer südwestlich der Angriffsfront nach gründlicher Artillerievor¬ bereitung östlich von Marjampol über die Dawina vor und wiederholte diesen offenbar zur Entlastung von Kowno geführten Angriff in den beiden folgenden Nächten. Jedesmal wurde er von dem inzwischen soweit ver¬ längerten Nordflügel des XXI. Armeekorps, 31. Infanterie-Division unter Generalleutnant von Verrer, verlustreich abgewiesen. Gleichzeitig aber schienen russische Verstärkungen nach Kowno zu rollen, deffen Besatzung bis¬ her nur aus Landwehr-, Ersatz- und Grenzwachtruppen, insgesamt wohl 15 bis 20 Bataillonen, bestanden hatte; vier neue Infanterie-Regimenter 8. bis 10. August. 11. August. 9 S. 346 f. — 2) S. 347. — 3) Auszeichnung des Generalobersten von Eichhorn vom 7. August 1915.