472 Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna. Bis Anfang Juli. der Russen um diesen Heeresflügel noch vermehrt4). Wenn sie den Rück¬ zug der deutschen Schiffe auch als eigenen Erfolg werteten und das Unter¬ nehmen somit ohne unmittelbaren Einfluß auf die Lage an Land blieb, so veranlaßte die Sorge, daß es wiederholt werden könne, doch zu verstärkter Abwehrvorbereitung im ganzen Umfange des bedrohten Küstengebietes. b) Der Angriff der 10. Armee auf Kotono2). Karten 6 und 7, Skizze 27. Oberbefehlshaber Ost wie 10. Armee beschäftigten sich seit Juni mit der Frage des Angriffs gegen die große Festung Kowno, den starken nördlichen Eckpfeiler der russischen Rjemen-Front, der zugleich die zwei¬ gleisige Bahn Königsberg—Wilna und damit die einzige in die russische Nordflanke führende leistungsfähige Strecke sperrte5). Um so dringender war frühzeitiger Angriff als wichtigste Vorbereitung für einen tiefen Stoß über Wilna in den Rücken des in Polen kämpfenden russischen Heeres. Im Juni hatte die 10. Arme e4) ihre Stellungen bereits näher an die Festung herangeschoben, indem sie unterhalb wie oberhalb gegen den Njemen vorwärts drückte. Am 20. Juni hatte der Oberbefehls¬ haber Ost damit gerechnet, bis Anfang Juli die zum Angriff nötigen Truppen und Kampfmittel bereit zu haben, als die am 2. Juli in Posen getroffene Entscheidung vorübergehend zur Einstellung dieser Vorberei¬ tungen führte5). Zu dieser Zeit stand die 10. Armee unter Generaloberst von Eichhorn, nach Neuordnung der bei den vorhergegangenen Kämpfen vielfach vermischten Verbände, mit sieben Infanterie- und zwei Kavallerie-Divisionen5) in 60 Kilometer Ausdehnung mit dem rechten Flügel südwestlich von Augustow, mit dem linken am Njemen unterhalb von Kowno, wo westlich der Dubissa-Mündung die Rjemen-Armee anschloß. !) S. 451. 2) Anschluß an S. 126 ff. 3) Die Bahn führte innerhalb der Festung über den reichlich 100 Meter breiten Njemen und durch einen 1200 Meter langen Tunnel; mit Zerstörungen durch die Russen war daher zu rechnen. Außer dieser Bahn bestand noch die im Winter 1914/15 non den Russen erbaute eingleisige Verbindung Marggrabowa—Suwalki, die an die russischen Bahnen nach Grodno und nach Wilna anschloß, über die Verbindung von Memel über Vajohren—Prekuln und die Strecken von Libau nach Schauten und Mitau siehe S. 130, 458 und 464. 0 S. 126 f. °) S. 277 und 280. 6) Vom rechten Flügel beginnend: XXI. A. K. (31. u. 42. I. D.), Gruppe des Generalleutnants von Berrer (77. und 76. R. D.), 9. Ldw. Br., Gruppe Litzmann (Gen. Kdo. XXXX. R. K. mit 1. K. D., 79. R. D., 16. Ldw. D. und 4. K. D.).