Russische Operationen in Kurland und Litauen. Betrachtungen. 471 ben an den Sieg noch nicht aufgeben wollte. Gerade dadurch aber hat das überlegene operative Können und die höhere Kampfkraft der Deutschen in diesen Kämpfen verhältnismäßig größere Erfolge erzielen können, als überall da, wo der Russe mit mehr Vorsicht verfuhr und drohender Gefahr daher zeitig auswich. Die deutsche Beute der zehntägigen Kämpfe bis zum 24. Juli betrug allein 27 000 Gefangene, 40 Maschinengewehre und 25 Ge¬ schütze. Dem standen rund 5000 Mann eigene Verluste gegenüber. Nach russischem Urteils würde die Fortsetzung des deutschen Angriffs in den Tagen nach dem 25. Juli zur Auflösung der noch verbliebenen russi¬ schen Kräfte geführt haben; seine Einstellung gestattete den Russen, die nach ihrer eigenen Schätzung seit dem 14. Juli mindestens 35 000 Mann verloren hatten, sich durch Zuführung von Ersatz bald wieder zu erholen und dann ihrerseits nochmals anzugreifen, wobei sie bis zum 20. August aber¬ mals mehr als 6000 Mann an Gefangenen einbüßten. Wegen der fortgesetzten Mißerfolge nördlich des Njemen war man in Petersburg „in Furcht"; die Duma „bat inständigst" um Schutz; die russische Oberste Heeresleitung wurde unruhig. Der Oberbefehlshaber der Nordwestfront, General Alexejew, hatte die Gefahr bisher nicht hoch eingeschätzt, da die deutschen Streitkräste an Zahl nur gering seien. Nachgerade schien aber auch ihm ein Durchbruch zwischen 5. und 10. Armee in den Bereich der Möglichkeit gerückt. Für die doppelte Aufgabe, Schutz des Weges nach Petersburg einerseits, der rechten Heeresflanke andererseits, empfahl er der 5. Armee — falls weiterer Rückzug nötig werden sollte — eine Stellung im Vorgelände der kleinen Festung Dünaburg. Zur Ausfüllung der arg geschwächten Verbände wurden ihr 120 einzelne Kompagnien zugeführt2), die Kräfte im Gebiete nördlich des Njemen im übrigen durch Verschiebung von Teilen der 10. Armee bis Anfang August auf 10% Infanterie- und 9% Kavallerie-Divisionen2) er- höht, so daß sie den 7 Infanterie- und 6% Kavallerie-Divisionen des Gene¬ rals von Velow von da ab etwa die Waage hielten. Bald nach Mitte des Monats sah man sich sogar veranlaßt, an dem bedrohten Frontabschnitte die Bildung einer neuen 12. Armee bei Riga anzuordnen*). Das deutsche Flottenunternehmen im Nigaer Meerbusen hatte die Besorgnisse 0 Korolkow, Schauten, S. 69 f. -) 6.449. ») 5. Arrnee im wesentlichen wie aus S. 469 Anm. 6 ausgeführt, verstärkt durch 53. 3. D. und 1. K. D. Ferner rechter Flügel der 10. A r m e e auf das nördliche Rjemen-Ufer verlängert: XXXIV. Korps (2. sinnt. Schütz. Div. und 104. I. D.), 1. und % 2. Kuban-Kos. D. 4) S. 451. Nach dem 25. Jul L.