Räumung von Przemysl. Lage der Nordwestfront. 441 Divisionen mit nur je 3000 Mann Gefechtsstärke^) bis zu ihrer Auffüllung nach Riga zu verlegen. „Das wird die Öffentlichkeit beruhigen und den Kaiser abkühlen", schrieb der Generalstabschef dem Kriegsministers. Die neue 5. Armee sollte künftig, zusammen mit der O ft feeflotte, den Weg nach Petersburg schützen. Admiral Kanin, der für den inzwischen verstorbenen Admiral von Essen den Befehl übernommen hatte, stützte sich dazu auf die Kriegshäfen im Finnischen Meerbusen; auf der offenen Ostsee und im Rigaer, Busen hatte er fast nur leichte Streitkräfte, vor allem Minenleger und Unterseeboote. Die 5. Armee wurde durch ihre Sonder¬ ausgabe aus dem Zusammenhang der übrigen Front herausgelöst; ihre rück¬ wärtigen Verbindungen führten nach Nordosten auf Riga. Damit gewann die Festung K o w n o als rechter Flügelstützpunkt der Hauptfront erhöhte Bedeutung und wurde daher dem Oberbefehlshaber der Nordwestfront unmittelbar unterstellt, ihre Besatzung verstärkt. Alle Truppen westlich der unteren Weichsel bis zur Pilica wurden unter Wegfall der bisherigen 5. Armee als 2. Armee zusammengefaßt. Uber die Gesamtlage der Nordwe st front schrieb General s. und s. Iu»r. Alexejew am 5. Juni dem Generalstabschef: Das Entscheidende sei, daß sie ohne Reserven „gewissermaßen zu einem dünnen Faden gedehnt" sei. Nachdem in letzter Zeit zwölf Divisionen?) für die Südwestfront und sieben für den Raum nördlich des Riemen4) herausgezogen worden seien, sei die Frontbesatzung so geschwächt, daß der Gegner auch die stärkst aus¬ gebauten Stellungen nach gründlicher Artillerievorbereitung durchstoßen könne. Cs bleibe daher nur übrig, die Front durch Ausweichen hinter den Narew und in die Grojec-Stellung zu verkürzen; dann könnten bis zu vier Korps als Reserve ausgespart werden. Cs gelte, den Armeen ihre Kampfkraft zu erhalten, Rücksichten auf die moralische Wirkung des Aus- weichens müßten demgegenüber zurücktreten. Cs sei aber keine Zeit zu ver¬ lieren, damit man nicht noch in den jetzigen weitgedehnten Stellungen an¬ gegriffen werde. Sei die Umgruppierung erst durchgeführt, dann könne auch wieder an Angriff gedacht werden. Anders faßte der Oberbefehlshaber der Südwe st front die Lage auf. Als ihm General Vrussilow am 6. Zum vorschlug, zur Erhaltung des Heeres allmählich auf rückwärtige Stellungen zurückzugehen, um die große Schlacht etwa an der Gnila Lipa zu schlagen, wollte General Fwanow davon nichts wissen. Cr antwortete, die Aufgabe 0 S. 440, Anm. 4. 2) Briefwechsel Suchomlinow/Ianuschkewitsch, 7. Juni. 3) S. 440, Anm. 4. 4) Im Mai III. Korps (56. u. 73. Div.), XIX. Korps (17. u. 38. Div.), XXXVII. Korps (6., 68. u. 79. Div.); außerdem Inf. Brig. XIII., 1. kauk. u. 3. turk. Schütz. Brig.