432 Die Offensive der Verbündeten auf Brest Litowsk. sicher erheblich schwereren blutigen Opfern und Gefangeneneinbußew), in seiner Kampfkraft tief erschüttert und auf lange Zeit hinaus jeder Offensivfähigkeit beraubt. Daneben war auch der moralische Eindruck, den der schnelle Fall von Brest Litowsk bei Freund und Feind hervorrief, nicht zu unterschätzen. Lag doch in der Preisgabe dieses, unter größtem Aufwand neu ausgebauten letzten Boll¬ werks der russischen Landesverteidigung in Polen das offene Eingeständnis, daß das weite Gebiet westlich der großen Strombarriere des Bug für Ru߬ land endgültig verloren war. 8. Betrachtungen. Angesichts des operativ nicht voll befriedigenden Ergebnisses, das die Offensive der Heeresgruppe Mackensen von Mitte Juli bis Ende August gehabt hat, erhebt sich die Frage, ob bei anderer Führung der Operation ein größerer, entscheidender Erfolg erreichbar gewesen wäre. Man wird dabei die Verwendungsmöglichkeit starker Kräfte auf dem Ostufer des Bug zum Zwecke einer operativen Umfassung der nach Süden gerichteten Abwehr* front der Russen und eines Druckes gegen ihre rückwärtigen Verbindungen in Betracht zu ziehen haben. Dieser Gedanke ist nicht nur in der grund¬ legenden Besprechung der verbündeten Generalstabschefs am 11. Juli in Plefj2) vor Beginn der Offensive, sondern auch noch in deren Verlauf mehr¬ mals zur Sprache gekommen. General von Falkenhayn hat ihm von vorn¬ herein im Hinblick auf das ungünstige Gelände östlich des Bug und die dort zu erwartenden Nachschubschwierigkeiten ablehnend gegenübergestanden und an dieser Auffassung bis zum Schluß beharrlich festgehalten. Seine Be¬ denken gegen die Verwendungsmöglichkeit größerer Truppenmassen in jenen Gebieten wurden jedoch im Kreise seiner Mitarbeiters, wie auch von Generaloberst von Conrad und General von Linsingen nicht, jedenfalls nicht in gleichem Maße, geteilt. Sie haben sich auch nach dem eigenen Zu¬ geständnis des Generals von Falkenhayn nachträglich als übertrieben herausgestellt. Für den Nachschub hätten die Verhältnisse östlich des Bug vielleicht sogar weniger ungünstig gelegen als westlich des Stromes insofern, als dort die galizischen Bahnen durch die von den Russen im Herbst 1) Der Vug-Armee fielen im Juli-August über 33 000, der 11. Armee 55 000 Ge- fangene in die Hand. Gering war die Zahl der erbeuteten Geschütze (15) und Maschinengewehre (174). Die Armee-Abteilung Woyrsch machte im August 16 500 Ge¬ fangene und brachte 48 Geschütze (zumeist Beute aus Iwangorod) und 60 Maschinen¬ gewehre ein. 2) S. 385. — 3) S. 386.